Novembernebel, der direkt in den Dezember hinüberleitet. Und Dezember heißt – Adventszeit? Weihnachtstrubel? Dunkle Zeit? Stille Zeit? Licht im Dunkel? Schöne Begegnungen? Nach fordernden Monaten sind meine Partnerin und ich für einige Tage auf Wellness gefahren. Meine Sehnsucht ist die Zeitlosigkeit. Vielleicht kann ich davon ein bisschen mit dir teilen. Und dann auch in den Dezember mitnehmen.
Das Bild ist aus einem Wäldchen hier direkt beim Hotel. Ein Tor in eine andere Welt.
Für mich drückt das Bild diese unbenennbare Zeitlosigkeit aus. Die Ruhe ohne Worte und mit schwebenden, unklaren Gedanken, die ihre eigene Zeit haben und nichts müssen.
Hier ein paar Absätze aus meinem Tagebuch.
Die Sehnsucht, zur Ruhe zu kommen
Ich will mich hinlegen. Ich will schlafen.
Ausruhen. Pause machen. Schlafen. Träumen.
Die Natur zieht ihre Kräfte nach innen, und ich möchte das Gleiche tun. Glück für mich, dass ich gerade Urlaub habe.
Nach fordernden Monaten fühle ich mich immer wieder erschöpft.
Immer wieder habe ich auch Energie. Energie, Dinge zu erledigen, die zu erledigen sind. Energie, weil mich etwas begeistert und fasziniert.
Wenn der Geist den Körper antreibt
Doch diese Form von Energie kann auch täuschen. „Das muss sein, also habe ich auch die Energie dazu.“ Oder „Das fasziniert mich, also will ich es auch tun.“
Diese Dominanz des Geistes kann mich auch dazu bringen, das Ruhebedürfnis des Körpers zu ignorieren. Ich glaube, dass wir in unserer Kultur nicht die leiseste Idee davon haben, wie viel Ausruhen schön wäre, gut wäre – oder auch notwenig.
Ausruhen erlauben
Und Ausruhen kann eben einfach drin bestehen, flachzuliegen, zu ruhen, ein Nickerchen zu machen, zu schlafen.
Wichtig scheint mir – und damit kämpfe ich immer noch – dass dieses Ausruhen erlaubt ist. Kein Mangel oder Makel, sondern etwas Gutes.
Mir ist diese Ruhe und Erholung eigentlich sehr wesensnah. Jetzt im Urlaub kehre ich dahin zurück, weil ich es brauche.
Jede Person ist anders. Jede Person braucht etwas anderes. Doch Pausen in irgendeiner Form braucht jeder Mensch.
Zeitlosigkeit und innere Stille
Momentan bin ich auf der Suche nach einem Zustand, der noch entspannter ist als entspannt. Wo der Geist sich in den Körper begibt und der Körper wirklich spürbar wird mit seiner Eigenart.
Der Körper ist langsam in seinen Reaktionen.
Der Geist ist schnell und rennt herum. Er rennt nach vorne und nach hinten in der Zeitlinie.
Der Körper ist in der Gegenwart, jetzt und hier.
Spürbar mit Energie, Atmung, sensorischen Wahrnehmungen. Der Körper ist sein eigenes Maß und hat eine große Weisheit.
Ich nehme diesen Urlaub jetzt als Gelegenheit, viel tiefer zur Ruhe zu kommen als zuvor.
Dazu gehört für mich zum Beispiel, nichts groß zu unternehmen, sondern viel herumzuliegen. Mal ein Spaziergang, mal ein bisschen Bewegung, gutes Essen. Gespräche. Und das genug sein lassen.
Ist das erlaubt? Mein Geist geniert sich oder langweilt sich.
Mein Körper hat das Bedürfnis zu ruhen.
Nicht-Genug-Button
Ich glaube, dass wir uns gerne übernehmen, weil es irgendwie „noch nicht genug“ ist.
Ich bin nicht genug. Was ich getan habe, reicht noch nicht. Ich fühle, noch nicht genug bekommen zu haben.
Die Anforderungen unseres Lebens zu bewältigen – inklusive einer ständigen Überflutung mit Möglichkeiten und Informationen – führt uns immer wieder in diesen Zustand.
Das „Nicht genug“ ist wie ein Button, der ständig wieder gedrückt wird.
Die meisten von uns bringen diesen Button aus der Kindheit mit.
Heilung im Körper
Heilung kann in Selbsterkenntnis liegen. In Begegnung mit inneren Anteilen, die sich unglücklich fühlen und die wir fürsorglich zu uns nehmen. Heilung kann in Selbstfürsorge liegen.
Doch sie kann auch einfach darin bestehen, auf unseren Körper zu hören und zu lauschen und seinen Bedürfnissen zu folgen.
Das braucht Zeit.
Sogar eine gewisse Zeitlosigkeit.
Solange ich denke „Wann bin ich jetzt endlich entspannt“, ist mein unermüdlicher Geist noch sehr aktiv. Solange ich Übungen machen will und etwas bewirken, lasse ich meinen Körper noch nicht in Ruhe.
Der Körper braucht Zeit
Vielleicht eine gute Körperbehandlung. Vielleicht warmes Wasser.
Innehalten braucht Zeit.
Zeitlosigkeit führt zu Ruhe.
Daraus kann ein Atem entstehen, viel tiefer als mit jeder Übung. Von innen heraus.
Trittsteine der Ruhe
Kleine Ruheinseln mitten im Alltag tun uns gut, sie können wie Trittsteine sein.
Auszeit und Urlaub können unsere Erinnerung an die zeitlose Ruhe auffrischen und uns auch noch tiefer bringen, als wir letztes Mal waren. Wie eine kleine Reha.
Ich wünsche dir die kleinen Momente, Nickerchen, schönen langen Pausen oder auch Auszeiten, die für dich gut sind und die eben möglich sind.
Ich wünsche dir Atempausen der Zeitlosigkeit.
Und einen guten Advent.
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Dieses Audio hat mich zur Suche nach einer tiefen körperlichen Ruhe inspiriert (Englisch, Untertitel möglich).
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