Zu viele Ideen, Entscheidungsprobleme einer multikreativen Bloggerin

AAaargh, nicht schon wieder! Immer dasselbe am Monatsende. Ich habe fast meine ganze Zeit schon ausgegeben, und jetzt muss in den Rest der Stunden noch mein monatlicher Artikel reinpassen. Und wieder paralysiert mich die Frage, was genau soll ich schreiben? Ich habe keinen Mangel an Ideen, keineswegs, sondern zu viele Ideen! Eine Flut von Möglichkeiten, so dass ich nicht weiß, welche ich ausführen soll.

 

Tja, so ist es. Immer wieder habe ich Probleme beim Bloggen. Auch wenn es vielleicht nicht auf den ersten Blick so aussieht: Immerhin ist mein Blog inzwischen fünf Jahre alt.

Und seit August 2017 habe ich keinen einzigen Monat ausgelassen. 🙂

 

Monatliches Bloggen

Das ist nämlich das Gute: Ich habe mir vorgenommen, dass jeder Monat in meinem Archiv auftaucht, und daran halte ich mich. Regelmäßig und verlässlich. Manchmal habe ich aber auch vier geschrieben. Natürlich sind nicht alle gleich lang oder tiefgehend.

Seit August 2017 habe ich also wie viele Artikel veröffentlicht, muss kurz nachschauen; es sind jetzt …  ich hab’s gleich … 120! 🙂 Also ein Schnitt von 2 Artikeln im Monat. Ein Haufen Holz. Mengenmäßig sind das schon Bücher. (Hier eine Übersicht wichtiger Artikelserien.)

=> Klingt wie ein gelöstes Problem, ist es aber nicht.

 

Zu viele Ideen

Die ganze Zeit über fällt mir irgendetwas ein, worüber ich schreiben könnte, mitten im Alltag, morgens, mittags und abends.

Und ich mache auch oft Notizen: Am Handy, in meinen Ideenbüchern oder auch am Rechner. Weil es zu viele Ideen sind, bin ich gerade dabei, mir ein geniales Notizsystem in Obsidian aufzubauen (aber darüber schreibe ich ein anderes Mal).

Manchmal leide ich regelrecht unter Popcorn-Gehirn, wie die Schriftstellerin Elizabeth Gilbert das in einem Interview genannt hat. Alles springt nur so herum. Voll das ADHS-Gefühl.

 

Wenn ich dann loslegen will, stehe ich mir oft selbst im Weg. So viele Möglichkeiten, und welche nehme ich nun?

 

Kreative Probleme, hat die noch jemand außer mir?

Vermutlich interessiert das Ganze niemanden, weil ich wohl die einzige kreative Person in der Welt bin, die sich selbst durch merkwürdige Hintergedanken ein Bein stellt.

Oder gibt es da noch irgendwelche Leute, denen es auch so geht?

Na, ist ja auch wurscht – heute muss der Artikel raus, also schreibe ich das jetzt! Egal, ob sich jemand mit meinen Problemen identifizieren kann.

 

Ich mach mal ein Beispiel: Egal, was ich wählen will, denke ich mir sofort, dass es Quatsch ist.

„Interessiert doch niemanden.“

„Dazu ist doch schon alles gesagt.“

„Shit, ich schreibe immer nur über Atmen. Das sollte ich jetzt echt mal lassen.“

 

Seite an Seite mit dem inneren Kritiker

Sicher hörst du klar und deutlich die Stimme meines inneren Kritikers heraus.

Tja, ich muss zugeben, wir sind Kumpels und hängen viel zusammen herum.

Dann kommt er wieder so:

„Für dieses Thema bist du nicht erfahren genug.“

„Für dieses Thema bist du zu alt, überlass das Feld den jungen Leuten, das ist peinlich.“

Ich finde, diese Argumente sind durchschnittlich für einen Kritiker… Die hatte schon Julia Cameron im „Weg des Künstlers“ auf ihrer Liste aufgeführt.

 

Ich denke zum Beispiel auch, dass ich mich mehr zur Weltlage äußern sollte.

Ich muss Stellung beziehen! Meinen Beitrag leisten! Etwas bewirken!

 

Und wieder zu viele Ideen

Dann denke ich, dass ich mich weniger zur Weltlage äußern sollte.

Das ist schließlich kein politischer Blog, und die Leute können es alles schon nicht mehr hören. Einfach mal lassen.

 

Ja, was denn nun?

Egal was ich vorhabe, ist irgendein innerer Anteil dagegen.

Ich hänge wieder fest. Es gibt ein Gerangel, und dann reiße ich mich ruckartig los, so dass die Person mit meinem Mantel in der Hand stehenbleibt und ich schnell meinen Artikel schreiben und veröffentlichen kann.

Ehrlich, es nervt.

 

Ideen-Fraktale

Eines, was mich beim Schreiben total irritiert, ist die Vielfalt meiner Ideen. Was ich auch wähle, scheine ich ein Fraktal aufzugreifen. Eine komplexe Struktur. Nicht ein Artikel, sondern eine mögliche Serie.

Eins führt zum nächsten, und zum nächsten. Dasselbe Thema könnte ich größer oder kleiner behandeln, persönlicher oder allgemeiner.

Und wenn ich näher zoome, entfalten sich weitere Welten verlockender Ideen.

Wo soll ich jetzt den Ausschnitt rausnehmen?

 

Antwort von Jana Lindberg, erfahrene Bloggerin:

Alles ist gut! Fakt ist, dass Kreativität immer ein Fraktal ist.

Das ist das Wesen des Kreativen an sich, das ist normal. Du findest dieselbe Form auf verschiedenen Ebenen wieder, je mehr du den Fokus vergrößerst oder verkleinerst.

Der schöpferische Weg meandert. Es ist kein begradigter Fluss. Er bahnt sich seinen Weg auf unordentliche Weise, mach dir nichts daraus.

Und die kreativen Möglichkeiten sind immer vernetzt mit vielen anderen Möglichkeiten. Das ist das Wesen der schöpferischen Reise.

 

Na, das ist ja schön, sage ich. Aber welches soll ich jetzt herausgreifen? Jetzt gerade im Moment?

Manchmal werde ich blind vor lauter Möglichkeiten.

Bin ich bestimmt wieder die einzige, der es so geht.

 

Horterin von möglichen Überschriften

Ich bin daher auch eine obsessive Sammlerin von Themen und Überschriften.

Worüber ich alles schreiben könnte! Zum Beispiel:

  • „Wie wir uns der Angst entwinden können, auch wenn sie uns auf allen Kanälen angeboten wird und uns triggert“
  • „Weniger Angst und mehr Kreativität, Wie du ab sofort wirklich deinen Weg gehen kannst“
  • „Warum Selbstberuhigung eine notwendige Fähigkeit ist, die wir meistens nicht in der Kindheit entwickeln, aber unbedingt brauchen“

 

Oder doch endlich über Hochsensibilität schreiben.

Das habe ich mir längst vorgenommen, weil noch lange nicht alle Betroffenen das Konzept kennen. Und es führt zu einem zufriedeneren, stabileren Leben, darüber Bescheid zu wissen.

Letzten Winter war ich in einem tollen Kurs von Anne-Barbara Kern über Hochsensibilität, und er hat mir total viel gebracht, obwohl ich schon ziemlich Bescheid wusste. Darüber schreibe ich ein anderes Mal …

 

Und natürlich fehlen noch viele Artikel über vielseitige Kreativität, was mein Kernthema ist!

Dazu fallen mir Überschriften ein wie:

  • „Wie ein zweites Gehirn deine kreativen Möglichkeiten vervielfacht“
  • „Kann ich gut genug zeichnen? Warum die Antwort immer Jein ist“
  • „Zeichnen lernen, die drei wichtigsten Tipps gegen den Anfangsfrust“
  • „Wie du garantiert falsch Klavier übst und die Lust daran verlierst (gelingsicher)“
  • „Die Vorteile vielseitig kreativer Menschen“

Und so weiter.

 

Schätze aufgehäuft

Es ist eben so, dass ich meinen zahlreichen Interessen folgend durch das Meer der Inspiration kraule und allerhand finde, das mich fasziniert und weiterbringt. Das ist rollengerecht für eine vielseitig Kreative, wie in diesem Artikel beschrieben: Zu viele Interessen? Oder von Natur aus vielseitig? [Scanner, Renaissance-Mensch]

Ich habe den Eindruck, eine Möglichkeiten wachsen ständig noch an. Überall finde ich Schätze und häufe sie auf.

Gefühlt hocke ich auf einem Berg glitzernder Ideenmünzen und überlege, wie ich einiges davon weitergeben kann. Dazu ist dieser Blog ja da.

 

Und dann ist wieder der Monatsletzte. Der späteste Zeitpunkt für meinen monatlichen Artikel. Was kriege ich das jetzt noch so schnell hin?

„Warum fängst du nicht früher an?!“, höre ich kritische Stimmen fragen.

Tja. Immer ist was.

 

Zu meiner Verteigung muss ich aber sagen, dass ich meist schon einen Anfang oder Entwurf in meinen Notizen habe, den ich ausbauen kann.

Aber dann doch oft auf den letzten Drücker.

Ich wäre gerne früher dran!

Doch wie Schriftsteller Mark Twain sagte, ohne die letzte Minute würde nie etwas fertig werden.

Vielleicht ist es einfach menschlich…

 

Innerer Kritiker:

Was ist das bitte für ein Artikel!? Du sollst den Leuten etwas bieten und ihnen nichts vorjammern! Du machst alles noch schlimmer. Was macht das denn für einen Loser-mäßigen Eindruck? Da hilft es auch nicht, mit Zitaten um sich zu schmeißen!

Na toll … Du bist mir grad auch keine Hilfe.

 

Rat von Jana Lindberg (psychologisch geschulte Bloggerin):

Zeige dich verwundbar. Du musst deinen Leserinnen nicht voraus sein, es reicht aus, deinen Weg zu teilen. Ihr seid Teil eines Feldes und könnt euch gegenseitig bereichern. Schreib einfach, wie es dir damit geht, das kann manchen helfen.

Das klingt anders. Ist okay, mache ich gerade schon! 🙂

Ich hoffe, es macht dir als Leser*in nicht allzu viel aus …

 

Es gibt so viele Möglichkeiten

Ja, weißt du, es ist das Verhältnis von Idee zu Ergebnis, das ich gerne noch anders hätte!

Könnte, könnte, könnte …

Und was kommt dann dabei heraus?

 

Das Leben schmeißt sich in den Weg.

Immer ist was.

Und selbst stelle ich mir auch noch ein Bein.

 

Es ist vor allem das Verhältnis von innerem Bloggen und äußerem Bloggen, das mich verwirrt.

Die Relation von Ideen und veröffentlichen Artikeln.

Ich hätte so viel mehr zu sagen.

Ist das normal?

 

Jana Lindberg, Bloggerin:

Jo, das ist normal.

So, wie man eine Fremdsprache immer besser versteht, als man sie spricht. Das aktive Wissen ist immer kleiner als das passive.

Das sind nicht zu viele Ideen! Die Ideen immer mehr als die wirklichen Endprodukte. Es ist eine Überfülle, so funktioniert unser Gehirn, so funktioniert die Natur!

Aber du kannst ruhiger und regelmäßiger schreiben, wenn du mit den inneren Anteilen sprichst, die da so ängstlich sind.

Oder wenn du dich körperlich in Bewegung bringst und deine Angst löst, das geht auch.

 

Stimmt! Da habe ich in letzter Zeit gute Erfahrungen gemacht.

Habe ich beides getan: Mit inneren Anteilen kommuniziert. (Mit den Therapiemethoden IOPT und IFS.)

Und mich bewegt mit Musik, in einem Online-Seminar. (Rossini-Reise und Innere Schalter von Peter Bergholz.)

 

Darüber könnte ich doch auch bloggen!

  • „Eine Fremdsprache lernen – was wir in der Schule falsch lernen und wie es richtig geht.“
  • „Innere Anteile erkennen und einbinden, so dass wir inneren Frieden finden“
  • „Glücklich und kreativ produktiv mit musikalischer Entspannung (Rossini-Reise)“

 

Hm.

Das mache ich dann beim nächsten Mal!

 

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