Klever kühlen mit Kneipp

Der Sommer bringt inzwischen oft heftige Hitze, die in unseren Breiten vor allem auch schwül ist. Diese Hitze kann für den Körper belastend sein, führt zu Erschöpfung und kann sogar gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Das Bedürfnis nach Kühlung kommt auf. Und diese ist nicht nur angenehm, sondern auch notwendig, um den Körper zu entlasten und das Wohlbefinden zu fördern. Wichtig ist jedoch, die Kühlung richtig anzugehen, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Ich bin hier Fan der Kaltwasseranwendungen nach Sebastian Kneipp, die eine schonende und zugleich effektive Methode der Abkühlung bieten

 

Guter Umgang mit der Hitze

Es ist allgemein notwendig, die Auswirkungen der Hitze nicht zu unterschätzen und gut mit sich umzugehen:

  • Vorsicht vor direkter Sonne, vor allem vor längeren Wegen oder körperlicher Arbeit in der Mittagshitze, sofern du sie vermeiden kannst. Suche den Schatten.
  • Leichte, luftige Kleidung tragen, nicht dunkle und enge.
  • Genügend trinken ist wichtig (manche vergessen das! Etwa zwei Liter Leitungswasser am Tag wären gut)
  • Kühlendes Essen wie Salat kann gut tun, aber auch Minztee, wie im Orient üblich
  • Konsequent – am besten täglich – Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 oder 50 auftragen, was die Haut vor Schäden schützt.

 

Ist das alles nicht selbstverständlich?

Keineswegs.

Es ist heißer bei uns als früher.

Manche spüren die Auswirkungen körperlich nicht genug, um angemessen darauf zu reagieren.

Andere unterschätzen sie, immer wieder kommt es zu Unglücksfällen durch zu starke Exposition an die Sonne.

Der Appell: Nimm es ernst und pass gut auf dich auf.

Zusätzlich zu diesen allgemeinen Tipps möchte ich mit diesem Artikel auf die Möglichkeiten aufmerksam machen, nach den Regeln von Kneipp clever zu kühlen.

 

Kaltanwendungen, ein Stück Übungssache

Der richtige Umgang mit Kälte ist entscheidend, um positive Effekte zu erzielen.

Dabei sollte das individuelle Kälteempfinden berücksichtigt werden. Nicht jede Person verträgt Kälte gleich gut, und das ist in Ordnung. Es ist wichtig, klein anzufangen und den Körper langsam an die Kältereize zu gewöhnen. Kneipp sprach hier vom individuellen Kältegefühl.

Zugleich ist es tatsächlich ein Stück Gewöhnungssache, inwieweit jemand Kälte verträgt. Es lässt sich üben. Was das bringen soll, dazu am Ende des Artikels mehr.

 

Wie funktioniert die Gewöhnung?

Ein zentrales Prinzip der Kneipp’schen Anwendungen ist die Wiedererwärmung. Nach jeder Kälteanwendung sollte der Körper sich wieder aufwärmen können, sei es durch Bewegung, warme Kleidung oder ein warmes Getränk. Genau diese Wiedererwärmung stärkt den Kreislauf und unterstützt den Körper bei der Anpassung an die Kältereize.

Vorteile davon sind: Verbesserte Durchblutung, erhöhte Kältetoleranz, Umwandlung von sogenannten weißen in braune Fettzellen, bessere Regulation der Körpertemperatur (= weniger Frieren, weniger Leiden unter Hitze).

 

Ungünstige Kühlungsmethoden

Falsche Methoden der Kühlung wären: ansatzlos von der Hitze in kaltes Wasser; auch kaltes Wasser direkt über den Kopf kippen kann zu heftig sein; zu lange im kalten Wasser bleiben; Eispackungen direkt auf die Haut legen; massenweise kalte Getränke trinken.

Im Moment sind einige heroische Methoden im Umlauf. Unter anderem die „Wim-Hof-Methode“. Wir sollen uns zwei Minuten in einen kalten Bottich setzen, und das soll für alle gleich gut sein? Was ist mit Frauen in den Wechseljahren, die zu Blasenentzündungen neigen, oder Menschen mit Kreislauf- oder Blutdruckproblemen? Es gibt noch verschiedene andere Gegenindikationen, und Rehaärzte sind nicht immer begeistert über das Ergebnis dieser Experimente bei ihren Patienten.

Deshalb eben Kneipp: Hier geht es darum, kleine dosierte verträgliche Kältereize zu setzen und dadurch die Toleranz aufzubauen.

Perfekt im Sommer, wo wir die Kühlung sowieso brauchen können.

 

Die einfachsten Wasseranwendungen nach Kneipp

Überlegst du, es auszuprobieren? Dann empfehle ich dir nach einem alten naturheilkundlichen Buch (Naturheilpraxis für zuhause von Dr. med. Ulf Böhm) folgende Anwendungen. Sie sind auf Tageszeiten verteilt – je nachdem, wann du sie machen willst, sind bestimmte Übungen besonders geeignet. Das heißt aber nicht, dass du an einem Tag alle machen musst! Außer du möchtest eine heimische Kneippkur durchführen.

Morgens: Ganzwaschung und Trockenbürstung
Beginne den Tag mit einer Ganzwaschung, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Hierbei wird der gesamte Körper mit einem Waschlappen und kaltem Wasser abgerieben. Anschließend folgt eine Trockenbürstung, bei der die Haut mit einer weichen Bürste in Richtung Herz massiert wird. Diese Methode fördert die Durchblutung und sorgt für einen frischen Start in den Tag.

Der Charme der Ganzwaschung: Geeignet für den kleinsten Einstieg. Du wäschst dich in einer bestimmten Reihenfolge mit einem kalten nassen Waschlappen ab und legst dich bis zur Wiedererwärmung wieder ins Bett (etwa 10 Minuten). Wie ein kleiner Urlaub; sehr entspannend und zugleich stärkend für den Tag.

Vormittags: Knieguss
Ein Knieguss ist eine wohltuende Methode, um die Beine zu erfrischen und die Durchblutung zu fördern. Dabei wird kaltes Wasser mit einem Schlauch in einer bestimmten Reihenfolge von den Füßen bis knapp über die Knie gegossen. Dies ist besonders effektiv nach längeren Sitzphasen oder bei müden Beinen.

Nachmittags: Armbad oder Knieguss
Am Nachmittag kann ein erfrischendes Armbad oder ein weiterer Knieguss angewendet werden. Ein Armbad geht bis zu den halben Oberarmen; es wirkt belebend und kann helfen, Konzentrationstiefs zu überwinden. Der Knieguss hat ähnliche positive Effekte wie am Vormittag, besonders bei warmem Wetter oder nach körperlicher Betätigung.

Das Armbad hat Anne-Barbara Kern auf ihrem Blog für Hochsensible schön beschrieben in ihrem Blogartikel über Hitzetipps.

Abends: Wassertreten
Zum Abschluss des Tages bietet sich das Wassertreten an. In einem Bottich mit kaltem Wasser wird im Storchengang auf der Stelle getreten, sodass die Knie jeweils aus dem Wasser herauskommen. Und zwar nach dem individuellen Kälteempfinden. Es fördert die Durchblutung, wirkt beruhigend und hilft, die Beine zu entlasten. Wassertreten ist eine ideale Anwendung, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen und bereitet den Körper auf eine erholsame Nachtruhe vor.

Eine Frau badet ihre Unterarme in einem Bottich mit kühlendem Wasser

Kneipp Webseite

Wenn du dich über die Art der Anwendungen näher informieren willst: Auf der offiziellen Kneipp-Website findest du detaillierte Anleitungen zu verschiedenen Wasseranwendungen. Dazu gehören beispielsweise Armgüsse, Fußbäder und Wassertreten, die auch zum Einstieg geeignet sind. Diese Anwendungen sind so gestaltet, dass sie leicht zu Hause durchgeführt werden können und keine spezielle Ausrüstung benötigen. Die Anwendungen werden oft mit einem Wechsel von warmem und kaltem Wasser durchgeführt, um die Wirksamkeit zu maximieren und den Körper sanft an die Kälte zu gewöhnen. Im Sommer ist die Wärme bereits gegeben.

Die Seite bietet auch eine umfassende Übersicht über die Philosophie von Sebastian Kneipp, die neben der Hydrotherapie auch Elemente wie Kräuterbehandlungen, eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Balance umfasst. Diese ganzheitliche Herangehensweise ist darauf ausgerichtet, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und langfristig die Gesundheit zu fördern.

 

Erwiesene positive Effekte und Indikationen

Wozu dient das nun alles? Kälteanwendungen nach Kneipp haben viele bewährte positive Effekte. Sie fördern die Durchblutung, stärken das Immunsystem, verbessern die Widerstandsfähigkeit des Körpers und können Stress reduzieren. Insbesondere die Stärkung des Immunsystems und die Erhöhung der Widerstandskraft gegen Temperaturunterschiede sind wesentliche Vorteile.

Außerdem bringen diese Behandlungsansätze Vorteile für nervöse Menschen und Hochsensible, da sie eine regulierende Wirkung auf das Nervensystem haben können, indem sie die Erregbarkeit der Nerven reduzieren und gleichzeitig eine beruhigende Wirkung auf den Körper ausüben.

 

Wann solltest du mit den Kälteanwendungen nach Kneipp aufpassen?

Generell gilt: Nicht kühlen, wenn du fröstelst! Nie bei akuten Infekten. Der Kältereiz verlangt eine Anpassungsleistung vom Körper, welche ja gerade der trainierende Effekt ist. Aber das sollte man nur tun, wenn man in einem normal gesunden Zustand ist.

Kaltwasseranwendungen können sehr wohltuend sein, sind jedoch nicht für jeden geeignet. Hier sind einige Kontraindikationen, bei denen Vorsicht geboten ist oder Kaltwasseranwendungen vermieden werden sollten:

  1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Personen mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Herzinsuffizienz, Angina pectoris oder nach einem Herzinfarkt, sollten Kaltwasseranwendungen meiden, da der Kältereiz das Herz-Kreislauf-System zusätzlich belasten kann.
  2. Bluthochdruck: Bei unkontrolliertem oder schwerem Bluthochdruck kann die plötzliche Kälte zu einer unerwünschten Erhöhung des Blutdrucks führen.
  3. Durchblutungsstörungen: Menschen mit stark eingeschränkter Durchblutung, wie etwa bei Arteriosklerose oder Raynaud-Syndrom, sollten Kälteanwendungen vermeiden, da sie die Durchblutung weiter beeinträchtigen können.
  4. Akute Infekte: Bei Fieber oder akuten Infektionskrankheiten sollten Kaltwasseranwendungen vermieden werden, da der Körper ohnehin schon belastet ist und die Anwendung den Krankheitsverlauf verschlechtern könnte.
  5. Offene Wunden und Hauterkrankungen: Bei offenen Wunden, Entzündungen oder bestimmten Hauterkrankungen, wie z.B. Ekzemen, kann der Kontakt mit kaltem Wasser schmerzhaft sein und die Heilung behindern.
  6. Kälteempfindlichkeit und Frostbeulen: Personen, die extrem kälteempfindlich sind oder zu Frostbeulen neigen, sollten Kaltwasseranwendungen mit Vorsicht genießen oder ganz darauf verzichten.
  7. Psychische Erkrankungen: Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen, wie etwa Angststörungen, können auf den Kältereiz negativ reagieren. Hier ist besondere Vorsicht geboten bzw. eine gute schrittweise Gewöhnung.
  8. Schwangerschaft: Schwangere Frauen sollten vor Kaltwasseranwendungen Rücksprache mit ihrem Arzt halten, insbesondere wenn sie ein Risiko für Frühgeburten oder andere Komplikationen haben.

Es ist immer ratsam, vor Beginn von Kaltwasseranwendungen einen Arzt zu konsultieren, insbesondere wenn Vorerkrankungen bestehen oder Unsicherheiten bezüglich der eigenen Gesundheit vorhanden sind.

 

Wenn du besonders empfindlich auf Kälte bist, ist die Ganzwaschung wohl die beste Methode zum Einstieg, um auch von der wohltuenden Kühlung nach Kneipp profitieren zu können. Diese Kühlung habe ich nach überstandenen Erkältungen immer als erstes wieder nutzen können.

 

Gute Gewohnheit aus dem Sommer mitnehmen

Warum ist es perfekt, im Sommer mit Kneipp zu starten?

Im Sommer mit kühlenden Anwendungen zu beginnen und sich daran zu gewöhnen, hat folgende Vorteile:

  1. Du kannst es da am besten brauchen und kühlst clever.
  2. Du gehst gut vorbereitet in den Herbst und Winter und bist es dann schon ein Stück gewöhnt.
  3. Der Körper wird durch regelmäßige Kältereize abgehärtet, was die Immunabwehr stärkt und die Anpassung an kältere Temperaturen erleichtert. Diese gute Gewohnheit hilft, das Wohlbefinden auch in den kühleren Monaten zu steigern.

Fazit:

Das regelmäßige Anwenden sanfter Kneipp’scher Kälteanwendungen bietet eine überraschend schonende Möglichkeit, Körper und Geist zu erfrischen und zu stärken, also vitaler zu werden. Beginne mit kleinen, angenehmen Anwendungen und steigere sie langsam, um die besten Effekte zu erzielen. Genieße die kühlende Erfrischung im Sommer und profitiere von den langfristigen positiven Effekten, die sich auch in den kälteren Jahreszeiten bemerkbar machen werden.

Ich wünsche dir einen guten Sommer, hab eine gute Zeit und pass gut auf dich auf.
Deine Jana
 
 

Dieser Artikel ist Teil der Serie Ein kreativer Geist in einem vitalen Körper

 

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