Geheimnisvolles Siebenbürgen: Spurensuche jenseits der Wälder [E transl.]

Vor kurzem kam ich von einer Zeitreise zurück. Einer Zeitreise in ein Land, in dem ich nie gelebt habe, aus dem aber meine Vorfahren väterlicherseits stammen: Siebenbürgen.

„Transsilvanien“, das heißt „Land hinter den Wäldern“, aus zentraleuropäischer Sicht betrachtet. Ein Land größer als die Schweiz, in der Mitte des heutigen Rumäniens gelegen.

Für mich war es aus vielen Gründen eine Zauberfahrt.

 

Der Zauber der Reise und des richtigen Zeitpunkts

Reisen an sich ist für mich schon etwas Besonderes.

Wenn du meinen Blog öfter liest, weißt du, dass ich kaum reise.

Denn mit all meinen kreativen Interessen und sonstigen Themen verfüge ich meistens über mehr als genug Anregung! Dies habe ich im Artikel Urlaub zuhause – Genuss pur beschrieben. Deshalb habe ich mich sogar mit der Psychologie des Urlaubs zuhause befasst, weil sie für Vielseitige viel zu bieten hat.

 

Außerdem habe ich als Hochsensible das Problem, dass mich alles Mögliche überfluten kann. Meine Anregungen suche ich mir daher sorgfältig aus, so dass genügend Inspiration da ist, aber auch genügend Schutz. Reisen steht da nicht auf meinem Plan!

Trotzdem machte ich mich auf. Manchmal ist es einfach wichtig, zu springen.

Ich hörte diese Stimme: „Ich will da hin.“

Und ich folgte ihr nach Siebenbürgen.

Durchgangshaus in Hermannstadt (Sibiu)

Als ich mich dann einmal entschlossen hatte, kam von allen Seiten bereitwillige Unterstützung auf mich zu. Der ideale kleine Koffer, eine leichte Regenjacke, viel Interesse und Bestärkung flossen mir zu.

Einladungen in der Familie wurden ausgesprochen. Ich hatte also Landeplätze in Siebenbürgen, wo ich hingehen und wen ich treffen würde. Die Vorfreude stieg enorm an.

Und es war toll – ich schwebte durch diese zehn Tage in einem großen Flow.

Ja, der Flow: Ein Zeichen dafür, dass etwas stimmig ist.

Begleite mich auf meiner Reise nach Siebenbürgen!

 

Die Suche nach den Wurzeln

Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen ist an sich schon speziell: Um 1200 herum rief der ungarische König Leute aus Luxemburg und anderen deutschsprachigen Ländern in dieses Land, damit sie es bebauten und gegen die (sehr häufigen) Plünderungen absicherten. Dafür sollten sie guten eigenen Boden und Freiheit jenseits von Leibeigenschaft bekommen.

Der Ratsturm in Hermannstadt (Sibiu)

Es entstanden in Siebenbürgen blühende Städte, idyllische Dörfer und jede Menge wehrhafter Kirchenburgen gegen die vielen Angriffe, denen das Land ausgesetzt war.

Aus den deutschen Dialekten wurde eine eigene Mundart, das Siebenbürger Sächsische (das überhaupt nichts mit unserem Bundesland Sachsen zu tun hat!). Diese Mundart ist „wirklich urig, weil sie noch eine Sprachverschiebung weniger mitgemacht hat als das Schwyzerdütsch“, sagte mir eine Schweizerin auf der Reise.

Auch wenn ich es leider nicht spreche, kann ich Sächsisch sehr gut verstehen, denn ich bin – in Deutschland – von dieser Mundart umgeben aufgewachsen. Es war mir sehr lieb, es jetzt wieder öfter zu hören.

 

All die geschichtlichen Spuren zu sehen, ist begeisternd. Faszinierend auch, in welcher relativen Einigkeit verschiedene Konfessionen in Siebenbürgen nebeneinander leben konnten, während hierzulande aus Religionsgründen der Dreißigjährige Krieg tobte.

Blick auf die Unterstadt von Hermannstadt

Hermannstadt: Blick vom Ratsturm auf die Altstadt

Hermannstadt: Einer von hundert entzückenden Durchgängen in der Altstadt. Besonders schön fand ich die vielen grünen Häuser

Hermannstadt: Blick hinauf auf die alte Stadtmauer mit Stadtpfarrkirche und jahrhundertealtem Gebäude

Selbst war ich bisher leider erst ein einziges Mal in Siebenbürgen: mit acht Jahren.

Jetzt Jahrzehnte später gehe ich natürlich als erwachsene Frau mit ganz anderen Augen durch die Welt.

Ich treffe Menschen wieder, die ich teils sehr, sehr lange nicht gesehen habe, aufgeregt und neugierig. Offen und freundlich wurde ich überall aufgenommen und herumgeführt, wofür ich sehr dankbar bin. Es hat mir viele Einblicke ermöglicht, die ich auf eigene Faust nie gehabt hätte.

Außerdem suchte ich nach wichtigen Orten meines Vaters und meiner Großeltern, die in Siebenbürgen geboren wurden und später auswandern mussten. Auch in deren Lebensgeschichten und den Orten ist viel Geschichte enthalten.

Treppe und Bogen in Hermannstadts Altstadt

 

Gegenwart und Vergangenheit

So war es für mich eine Reise in der Gegenwart und in der Vergangenheit gleichzeitig.

In der Gegenwart war ich unterwegs im heutigen sächsischen Leben in Rumänien.

Die Deutschen, die diese Städte und Dörfer gebaut haben, machen heute nur noch wenige Prozent der Bevölkerung aus, vor allem durch die dramatisch starke Auswanderung nach Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in den 90er Jahren.

Und doch bestehen die Strukturen und Gemeinschaften noch. Sie werden (von immer weniger Menschen) gepflegt und aufrecht erhalten.

Rathaus in Kronstadt (Brașov)

Schön hergerichtete Einkaufsstraße in Kronstadt

Blick von der Zinne auf die historische Altstadt von Kronstadt. Von hier konnte ich das Geburtshaus meines Vaters und die Schule meines Großvaters sehen.

Zugleich atmet dort alles die starke Verbindung zur Tradition.

Und so war ich ebenso unterwegs in einer bürgerlichen, bäuerlichen Vergangenheit Siebenbürgens, die viele Jahrhunderte überspannte.

Auf Schritt und Tritt begegnet man dieser Geschichte und kann sich lebhaft vorstellen, wie das Leben früher war. Das ist verbunden mit Gefühlen von Faszination und Begeisterung, doch auch Wehmut.

Museum der Kirchenburg in Honigberg (Hărman): Sächsische Bauernstube

Kirchenburg in Tartlau (Prejmer), äußerster östlicher Vorposten gegen alle Überfälle auf Siebenbürgen von Osten

 

Aufnahmebereit

Es war ein großes Abenteuer: Und diese ganze Reise nach Siebenbürgen machte ich in einem Zustand jugendlicher, ja kindlicher Neugierde: Ganz wissbegieriges Wesen.

Ich wollte alles wissen, meine Verwandten treffen, ihre Geschichten hören und Orte sehen, die für sie oder für uns wichtig waren und sind.

Wollte lernen. Alles erleben und genießen, was sich anbietet: Konzerte hören, Burgen besichtigen, Gottesdienste besuchen (die Siebenbürger Sachsen waren immer sehr kirchlich, das war Teil ihres stark organisierten Soziallebens und Kern ihrer Identität, Märkte, Dörfer und Städte.

Ständig war etwas los und kam es zu Begegnungen.

Ich sah die Karpaten, die alle Sachsen so lieben, sah Keramik und Textilien, wie auch meine Großmutter sie hatte und ich sie aus meiner Kindheit und Jugend kenne.

 

Michelsberg – auf dem Weg von der Burg hinunter, Blick auf den Ort Michelsberg (rumän. Cisnădioara) mit alter evangelischer Kirche, altem Schulhaus und orthodoxer Kirche

Blick aufs Fogaraschgebirge (Teil der Karpaten)

 

Alles war voller Erinnerung

Überall war ich erinnert an Omamas Rezepte und Sprechweise, ihre ganze Art, hörte förmlich ihre Stimme und schmeckte den Geschmack der von ihr gekochten Gerichte.

Erinnert war ich auch an meinen Großvater. Beide sind gerne in den Karpaten gewandert.

Wie es für meine direkten Verwandten gewesen sein muss, hier aufzuwachsen und zu leben und dann nach dem Zweiten Weltkrieg wegzugehen (für immer), beschäftigte mich die ganze Zeit.

Auch, wie es für die anderen war, die hier blieben und 45 Jahre kommunistisches Regime durchstanden, ging mir nie aus dem Kopf.

Und in meinem Kopf kreisten als Soundtrack die Lieder, die wir in der Familie immer zusammen sangen.

 

Auch manches Materielle habe ich mir neben den vielen Bildern und Erinnerungen mitgebracht:

Ich kaufte – natürlich – Honig und Walnüsse.

Und ebensolche Keramik, wie meine Großmutter sie hatte.

 

Irgendwie hat mich diese Reise nach Siebenbürgen verändert

Erfüllt und aufgetankt mit Eindrücken komme ich zurück.

Eigentlich war ich noch gar nicht bereit dazu heimzukehren, ich wollte noch viel mehr sehen!

Ich bin tief an den Wurzeln berührt.

Ziehbrunnen in einem kleinen alten Bauernhof in Michelsberg

 

Diese Reise nach Siebenbürgen war genauso sehr eine innere Reise wie eine äußere.

Wenn sich innere und äußere Reise verbinden, entstehen unvergessliche Eindrücke.

Es gibt nach wie vor sehr viele Störche in Rumänien. In den Dörfern, durch die wir fuhren, brüten sie fast auf jedem Schornstein oder Turm

 

Mehr über Siebenbürgen

Ich bin ganz verliebt in dieses Land.

Wenn du mehr wissen willst:

 

Was macht Heimat aus? Was macht Identität aus?

Können wir die verschiedenen Teile unserer Identität pflegen?

Die Kontakte zu den Menschen, obwohl jedes Leben schon so voll ist?

Wie bewahren wir unsere Erinnerungen?

 

Eine verzauberte Zeit wünsche ich dir, egal wo du bist und was du machst.

Lebe deine Träume.

Deine Jana

 

English Translation: Mysterious Transylvania: Searching for my own roots in the land behind the forests

As a Scanner, I’m interested in a lot of things, people and countries. As a person with multicultural background, I’d love to see the countries of my parents. And as a HSP, I don’t to much travelling at all. So here is what it was like when I travelled to my father’s country recently.

It was a time travel to a country where I never lived, but where my ancestors on my father’s side come from: Transylvania.

„Transylvania“, which means „land behind the forests“, from a Central European point of view. A country larger than Switzerland, situated in the middle of today’s Romania.

For me it was a magic journey for many reasons.

 

 

The magic of the journey and the right time

Travelling is something special for me.

I travel pretty little, as you know, if you read my blog more often.

With all my creative interests and other topics I usually have enough inspiration, as I wrote in the article Urlaubhausehause – Genuss pur. That’s why I’ve even looked into the psychology of holidays at home, because it has a lot to offer the versatile.

As a highly sensitive person, I also have the problem that everything can flood me. I therefore carefully select my suggestions so that there is enough inspiration, but also enough protection.

 

Nevertheless, I set off. Sometimes it is just important to jump. I heard this voice: „I want to go there“. And I followed her.

When I made up my mind, invitations and willing support came from all sides. The ideal small suitcase, a light rain jacket, private accommodations, much interest and encouragement flowed to me.

I just floated through these ten days.

The flow – a sign that something is right.

 

The search for my roots

The history of the Transylvanian Saxons is already special in itself: Around 1200 the Hungarian king called people from Luxembourg and other German-speaking countries into this country, so that they cultivated it and protected it against looting. In return, they were to be given good land and freedom beyond serfdom.

 

Thriving towns, idyllic villages and many fortified fortresses were built against the many attacks the country was exposed to.

The German dialects became their own new, very specific dialect, the Transylvanian Saxon dialect (which has nothing at all to do with our federal state Saxony in Germany!). This dialect is „really quaint, because it has undergone even one language shift less than Schwyzerdütsch“, a Swiss woman told me. I can understand Saxon, even if I don’t speak it, because I grew up surrounded by it. It was very dear to me to hear it more often again now.

To see all the historical traces is inspiring. Fascinating also, in which relative unity different denominations could live there next to each other, while in this country for religious reasons the Thirty Years War raged.

 

I myself have only been to Transylvania once before: at the age of eight. Now decades later I go as an adult woman with different eyes and a different standing. I meet people again whom I have not seen for a long time, excited and curious. Open and friendly, I was welcomed and shown around.

I also look for important places of my father and grandparents who were born there and had to emigrate later. There is a lot of history here too.

 

Present and past

It was a journey in the present and in the past at the same time.

I was travelling in the present of today’s Saxon life in Romania. The Germans make up only a few percent of the population, mainly due to the extremely strong emigration after the collapse of the communist regime. And yet the structures and communities still exist.

At the same time, everything there breathes the strong connection to the centuries-old tradition. Every step of the way you encounter this history, with feelings of fascination, enthusiasm, but also melancholy.

 

State: receptive

I made the whole journey in a state of youthful, even childlike curiosity: quite inquisitive being.

I wanted to know everything, meet my relatives, hear their stories and see places that were and are important for them or for us.

Listening to concerts, visiting castles, attending church services (the Transylvanian Saxons were always very ecclesiastical, that was part of their strongly organized social life and core of their identity), there was always something going on and there were encounters.

 

I saw the Carpathians, which all Transylvanians love so much, saw ceramics and textiles, just as my grandmother had them.

Everything was full of memories.

 

  • Everywhere I was I was reminded of Omama’s recipes and ways of speaking, her whole way.
  • Reminded also of my grandfather and his lifelong love of his home country.
  • Both liked to hike in the Carpathians.
  • The question how it must have been for my direct relatives to grow up and live here and then leave, kept me busy all the time. Also, the question how it was for the others, who – despite 45 years of communist regime – stayed here, never went out of my mind.
  • The songs that we sang together in the family circulated in my head.

 

 I also brought some material things with me alongside the many pictures and memories. I bought – of course – honey and walnuts.

And just the kind of ceramics my grandmother had.

 

Somehow this journey has changed me.

Filled and refueled with impressions I come back.

Actually I wasn’t ready to return home yet, I wanted to see much more!

I am deeply touched at the roots.

 

This journey to Transylvania was just as much an inner journey as an outer one.

When inner and outer journey combine, unforgettable impressions are created.

 

There are still many storks in Romania. In the villages we drove through, they breed on almost every chimney or tower.

I’m in love with this country.

 

I wish you an enchanted time, no matter where you are and what you do.

Live your dreams.

Your Jana

 

Description of the pictures (all taken by me):

  • Transylvania seen from the air shortly before landingThrough house in Hermannstadt (Sibiu)
  • The Council Tower in Hermannstadt (Sibiu)
  • View of the lower town of Sibiu
  • Sibiu: View from the Ratsturm to the Old Town
  • Also in Sibiu: One of a hundred charming passages in the old town. I found the many green houses particularly beautiful.
  • Sibiu: View up to the old city wall with parish church and century-old building
  • Stairs and arches in the old town of Sibiu
  • City Hall in Kronstadt (Brașov)
  • Beautifully restored shopping street in Kronstadt
  • View from the Zinne to the historic old town of Kronstadt
  • Museum of the fortified church in Honigberg (Hărman): Saxon farmhouse parlour
  • Church castle in Tartlau (Prejmer), outermost eastern outpost against all raids
  • View from the way to the castle down to the village Michelsberg (Romanian. Cisnădioara) with old Protestant church, old school building and Orthodox church.
  • View of the Fagaras Mountains (part of the Carpathians)
  • Walnuts, honey and ceramics like the ones my grandmother used to have
  • Old drawing fountain in a farm in Michelsberg
  • Romania is known for its many storks. In the villages they can be seen on almost all chimneys.

 

Translated with www.DeepL.com/Translator, for me the best translator on the Internet, highly recommended. I had to do just a few changes.

6 Replies to “Geheimnisvolles Siebenbürgen: Spurensuche jenseits der Wälder [E transl.]”

    1. Thank you, Patty! Yes, it’s a huge gift and very special kind of trip with relatives to welcome me and explain me things and show me around – and provide me with meals, lol. You make me appreciate this even more.

    1. Danke, liebe Maja!
      Vielleicht habe ich die Reise auch für Dich mitgemacht …
      Deshalb finde ich Reiseberichte, Artikel und Bücher so hilfreich: Wir können an den inneren und äußeren Reisen der anderen Menschen teilhaben.
      Liebe Grüße
      Jana

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