Bei Angst und Erschöpfung: Zieh deine Energie zurück

Wie du deine Energie für dich behältst und trotzdem in Verbindung mit der Welt bist: Zieh deine Energie zurück!

Wenn du merkst, dass du in Angst aufgelöst bist, frage dich:

Wo sind deine Gedanken?

Deine Sinne?

Deine Energie?

Räumlich – wo sind sie verteilt? Sind sie in dir? Oder doch eher weit weg von dir, bei Anderen?

 

Wenn wir uns zu sehr verteilen

Versuchst du Leuten zu helfen und sie zu „retten“, ihr Päckchen für sie zu tragen?

Gibt es keine ruhige Minute, weil deine gesamte Zeit wie durchlöchert scheint von Anfragen anderer Menschen und deinen eigenen Sorgengedanken?

Mit wie vielen Menschen und Aufgaben versuchst du gleichzeitig in Verbindung zu bleiben?

Verteilst du dich mental im Außen, wie mit Krakenarmen, die für Andere sorgen oder sich um alle möglichen Themen kümmern müssen?

 

Wenn dich irgendetwas davon betrifft:

Es ist nichts verkehrt daran, anderen zu helfen und über die Welt Bescheid zu wissen.

Doch durch eine Übung habe ich gelernt, dass es eine Frage des Fokus und der Energie ist, ob ich dabei meine Kraft behalte.

Ich kann dasselbe tun und trotzdem mehr Energie behalten, wenn ich mich innerlich zentriere.

 

Ziehe mental all deine Energie ein

Auch, wenn wir uns durch gute Selbstregulation immer wieder auftanken: Niemand kann so viel Energie aufbauen, dass sie immer noch genug ist, um haltlos in alle Richtungen verteilt zu werden.

Versuche einmal, ob du mental alle Energie einziehen und dich in dir selbst verankern kannst.

Als würdest du all die Energiefäden einziehen, die in der Welt verteilt sind.

Zieh sie alle einzeln ab und zu dir zurück, als würdest du sie in deiner Körpermitte einsammeln.

 

Kommt es dir gemein vor, dich von anderen Menschen so zurückzuziehen?

Du kannst immer noch für sie da sein. Immer noch etwas tun. Immer noch helfen.

Doch du kannst deine Antennen auf dich selbst zurückziehen. Niemandem wird dadurch etwas geschehen.

Wenn überhaupt, wird es besser für deine Mitmenschen sein.

 

In dir zentriert

Konzentriere dich auf dich.

Spüre, ob deine Energie mehr wird.

Du ruhiger wirst.

Für den Moment reicht es, dein eigenes Päckchen zu ertragen und dich darum zu kümmern.

Vielleicht merkst du, dass deine Angst abnimmt und du für andere viel ruhiger da sein kannst.

 

Mir geht es dann so:

Es fühlt sich plötzlich überraschend ruhig an.

Was könntest du tun, wenn deine Energie dir gehören würde?
Wie könntest du mit anderen Menschen interagieren, wenn du in dir verankert wärest, in Klarheit und Ruhe?

 

Positive Erfahrungen mit dieser Technik

Ich habe positive Erfahrungen damit gemacht, auf Solarplexusebene alle Antennen einzuziehen und nur drinnen zu sein. Von dort kann ich zum Beispiel einer Person in Schwierigkeiten gut zuhören, ohne involviert zu werden. Ich kann sie wahrnehmen, ohne geflutet zu werden.

Eine andere Art, die Energie einzuziehen, ist das Verankern im Herzbereich. Innen sein, nicht nach außen gerichtet. Es ist wie ein Einrollen der Wahrnehmung nach innen. Ein Ort, wo ich ruhig bin und von emotionalem Tumult um mich herum nicht erreicht werden kann. Weit mehr präsent als zu vor. Weniger verheddert.

Diese Übung habe ich von Martha Beck. Sie hat sie aus der uralten Tradition des Taoismus abgeleitet. Aber vergleichbare Übungen finden sich in den mystischen Traditionen vieler Religionen. Ich verlinke das YouTube-Video, wenn ich es wieder finde …

Martha sagte zu einer Frau im sozialen Beruf: Du brauchst nicht aus deinem Job zu fliehen, wenn du lernst, deine Energie zurückzuziehen und bei dir zu behalten. Es wird auch deinen Zöglingen besser bekommen.

Durch Übung bin ich in dieser Technik schon besser geworden.

 

Zieh deine Energie zurück

Probiere es aus und zieh deine Energie in dir zurück, als würdest du hundert Tentakel, über die an dir gezerrt wurde, in deinem Inneren zusammenrollen. Du spürst sofort, wie dir wärmer wird. Um dich ist Raum. Die flirrende Sorge, etwas versäumt zu haben, verebbt.

Du kannst deinen Tätigkeiten ganz normal nachgehen, nur ruhiger.

 

Wir, die wir dazu neigen, uns zu verströmen und zu verteilen, müssen das immer wieder üben.

Und werden es wieder vergessen.

Und uns hoffentlich wieder daran erinnern.

 

Zieh deine Energie zurück. Sie gehört dir.

Alles Gute für dich.

 

Weitere Artikel

 

Das Foto habe ich 2019 gemacht von einer Bronzefigur der Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen: „Das Große Lächeln“. Diese Figur ist freundlich innig in sich zentriert und scheint mir ganz gut zu diesem Artikel zu passen.

Hier ist ein Artikel zur Ausstellung der Bildhauerin: Träumende Gestalten jenseits der Zeit – Die Skulpturen von Antje Tesche-Mentzen

4 Replies to “Bei Angst und Erschöpfung: Zieh deine Energie zurück”

  1. Liebe Jana, das ist ein wunderbarer Artikel mit einer wertvollen Sicht auf die Welt und gegen das Verströmen. Ich kann das grade sehr gut gebrauchen und fühle mich schon beim Lesen etwas weniger zerfasert, obwohl grade viel in viele Richtungen zieht. Und Kraken mag ich sowieso. Das sind kluge Tiere, die in die engsten Ritzen passen und die Farbe wechseln können. Da rolle ich mich jetzt ein und ruhe mich gaaanz unauffällig aus.
    Vielen Dank

    1. Liebe Grane, das klingt toll! Kraken ziehen sich auch manchmal völlig in einen kleinen Behälter zurück und ruhen sich dort aus. Mir geht es genauso, dass allein der Gedanke an das „Versammeln“ der eigenen Kräfte oder Antennen schon diese leicht abschottende Wirkung hat, ganz ohne Kampf. Einfach nur durch den Fokus. Deshalb habe ich es geteilt, und dein Kommentar erinnert mich gerade auch wieder daran, wo ich es selbst gut gebrauchen kann. 🙂 Danke und herzliche Grüße

  2. Ein sehr aufschlussreicher Artikel, der eine praktische Mentaltechnik vorstellt, um bei Angst und Erschöpfung die eigene Energie zurückzuziehen und sich zu zentrieren. Die Idee, dass wir unsere Energie oft zu weit streuen und uns dadurch selbst schwächen, ist ein wichtiger Denkanstoß. Die vorgeschlagene Übung, sich vorzustellen, wie man seine Energie aus der Welt zurückzieht und sich auf seine innere Mitte konzentriert, klingt sowohl machbar als auch wirkungsvoll. Besonders gefällt mir der Ansatz, dass man dadurch nicht weniger für andere da sein kann, sondern im Gegenteil: Indem man bei sich selbst bleibt, kann man anderen sogar besser beistehen. Danke für die Erinnerung, dass Selbstfürsorge und das Bewahren der eigenen Energie essentiell sind, um langfristig resilient und präsent für andere zu sein.

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