Urlaub zuhause – Genuss pur

Urlaub zuhause. Taugt das denn?

Urlaub ist die Zeit des Jahres, auf die wir uns mehr freuen als auf Weihnachten. Tapetenwechsel, was anderes sehen, aufatmen. Je nach Naturell mit mehr Erholung oder mehr Anregung. Schöne Erlebnisse, die uns zutiefst ansprechen.

Und dann irgendwann dieser herrliche Moment:

Du sitzt da, auf einer Terrasse, in einem Café, in der Natur, und siehst jedes Detail mit verliebter Klarheit. Als ob du träumst.

Und alles stimmt.

Du bist einfach da und spürst mit allen Sinnen, dass du lebst.

Du denkst so halbbewusst, wie einfach das Leben eigentlich ist. Wie wenig wir brauchen, um glücklich zu sein.

Angekommen im Wesentlichen. Leben pur.

Genau für dieses Gefühl machen wir Urlaub.

 

Du nimmst dir vor: Das willst du mitnehmen, wenn du in deinen Alltag zurückgehst. Dieses Mal wirst du es nicht so schnell vergessen.

Du willst dir das Glück des Augenblicks und die Wahrnehmung der Sinne in dein Leben holen.

 

Das erlebe ich in jedem Urlaub.

Nur fahre ich dafür nicht unbedingt weg.

 

Das Glück des Augenblicks

Dieser bewusste glückliche Moment, der alles aufstrahlen lässt, er muss nicht auf einer Hotelterrasse auf Kreta nach einem mehrgängigen Menü sein.

Er muss nicht in den Bergen oder auf einer exotischen Insel oder am Meer sein.

Er muss nicht auf einem anderen Kontinent sein.

 

Kann er, klar.

Muss er aber nicht.

Ich finde dieses Glück in demselben Park, in den ich immer gehe; in derselben Innenstadt, die ich schon so gut kenne; in den Restaurants oder Bädern oder Städten in der Nähe, die ich typischerweise nur im Urlaub besuche.

Ich finde den Glücksmoment im Genuss, in der Zeitlosigkeit, in der Selbstbestimmung.

 

In diesem Artikel blättere ich das Thema Urlaub zuhause auf. Ich mache schon viele Jahre gerne den Urlaub daheim und in der Umgebung.

 

„Und, wohin geht’s?“

Urlaub zuhause. Für viele undenkbar, richtig betrüblich. Dabei sind es gar nicht so wenige Leute, die „zuhause bleiben“. Etwa 40%. Und doch entsteht in der Konversation oft das Gefühl, ich müsste mich rechtfertigen.

 

Frage: „Und, wohin geht’s?“ Erwartungsvoller Blick.

Antwort: „Ich fahre nicht weg.“

Das Gesicht fällt zusammen, es gelingt dem Gegenüber nicht, das Mitleid, die Verständnislosigkeit zu verbergen.

Etwas lahm klingt der Versuch einer höflichen Antwort: „Ja, zuhause bleiben ist ja auch mal schön.“

Hinterlässt bei mir jedes Mal ein blödes Gefühl.

 

Es gibt eben Menschen, die liebend gerne reisen. Sie wären elend und unglücklich, wenn sie es nicht dürften. Wie Weihnachten ohne Geschenke.

Es ist das, was ihnen im ganzen Jahr am meisten Freude macht. Wieso will ich keine Freude haben, so wie sie?

Kapiere ich denn nicht, was ich alles verpasse?!

 

Mein Versuch, mein eigenes Urlaubsmodell zu erklären, greift da nicht. Im Kopf dieser Menschen kommt nur etwas Bedauernswertes dabei heraus.

 

Manche versuchen es mit regionalen Ausflügen: „Es gibt ja auch in der Nähe viele schöne Orte, die man ansehen kann, nicht?“

Manchmal stimme ich zu, obwohl ich genau weiß, dass ich kaum einen Ausflug machen werde, aber wenn es mein Gegenüber so freut.

Leuten, die gerne reisen, erscheine ich langweilig.

Bin ich das? Keine Ahnung. Ich glaube, ich bin einfach anders.

 

Leben im eigenen Takt

Mit der Zeit bin ich offensiver geworden.

Frage: „Und, was macht ihr?“

Antwort: „Leben! Einfach leben.“

 

Oder so:

Frage: „Und, wo fahrt ihr hin?“

Antwort: „Wir bleiben daheim, machen das, was wir immer tun wollen, treffen die Menschen, die wir lieben, und leben im eigenen Takt.“

Da bekomme ich unterschiedliche Reaktionen. Bei Reiselustigen ein Grinsen (immerhin habe ich irgendeine Art von Spaß vor, so wie ich ihn eben verstehe!). Oft Verständnis. Manchmal eine Art Neid oder auch Sehnsucht, das auch zu probieren oder eine Woche des Urlaubs so zu verbringen.

 

Nicht, dass es hier zu Missverständnissen kommt: Dieser Artikel ist keine „Bleibt im Urlaub daheim“-Missionierung oder sowas.

Wie käme ich dazu? Du als Leserin wirst selbst wissen, wie du deinen Urlaub verbringen willst.

Es geht mir einfach um die Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse.

 

Das Modell Urlaub zuhause

Und hier beleuchte ich eben das etwas andere Modell. Den Urlaub zuhause.

Wenn du deinen Urlaub auch eher daheim machst, kannst du vielleicht ein bisschen Bestätigung brauchen.

Und wenn du wegfährst, kann dieser Artikel hoffentlich Verständnis in dir wecken für Leute, die es nicht tun.

Außerdem wirst du womöglich trotzdem noch Urlaubszeit zu Hause übrig haben. Da kannst du dir hier Anregung holen.

 

Ehrlich gesagt – Urlaub zuhause muss man auch können.

 

Es gibt durchaus Gründe, die einen guten Urlaub zuhause vereiteln können.

 

Hinderungsgrund: Zu viel Arbeit zuhause

Wenn du einen Bauernhof hast, wirst du zuhause nicht glücklich. Du musst wegfahren, um einmal im Jahr nicht zuständig zu sein. Wenn du zuhause bleibst, wirst du automatisch arbeiten.

Ein bisschen ähnlich gilt es für Mamas: Sie freuen sich oft, wenn sie mal rauskommen und – zum Beispiel im Hotel – nicht kochen müssen, nicht jede Sekunde für die Kinder zuständig sind.

Oder Leute mit Garten, die einfach nicht in der Lage sind, länger als fünf Minuten untätig in einem Liegestuhl auszuharren, bevor sie wieder loswerkeln. Die sind woanders manchmal besser aufgehoben.

Das Gleiche bei Selbständigkeit im eigenen Hau.

Da braucht es schon besondere Kniffe (wie hier im Artikel beschrieben), um ein Urlaubsgefühl zu bekommen – zu gestalten.

 

Hinderungsgrund: Erschöpfung

Ein weiteres Hindernis für Urlaub zuhause ist, wenn du einfach zu kaputt bist.

Wenn du sozusagen aus der Kurve geflogen bist und ohne jeden Energiepuffer in der Ecke liegst, einfach nur versuchst, dich irgendwie hochzurappeln, wie in diesem Artikel beschrieben – dann ist es nicht leicht, Urlaub zu machen.

Erst müssen die Not-Akkus aufgetankt werden und dann die normalen Batterien, bis du dich wieder auf etwas einstellen und aktiv etwas wollen kannst.

Zeitloses Abhängen kann sehr erholsam sein, um die eigenen Yin-Reserven aufzutanken, wie in diesem Artikel beschrieben.

(Ich achte sogar darauf, immer wieder einen Tag für mich zu bekommen, eine Art Retreat zuhause. Für den ich mir nicht viel vornehme, sondern entstehen lasse, was kommen will.)

 

Doch Urlaub zuhause kann noch mehr als erholsam zu sein

Er kann wesentliche Bedürfnisse erfüllen.

 

Gründe, im Urlaub nicht wegzufahren

Was sind denn Gründe, warum jemand im Urlaub „nicht wegfährt“?

  1. Kein Geld.
  2. Keine Lust, zum Beispiel bei Hochsensiblen, Introvertierten oder anderen, denen es einfach zu viel ist mit all den Eindrücken und Anstrengungen.
  3. Andere Bedürfnisse als Wegfahren.

Bei mir trifft all das zu.

 

Kein Geld

Es spielt absolut eine Rolle, dass ich seit etlichen Jahren Teilzeit arbeite, um ganzjährig mein ideales Lebensmodell zu leben. Ich war mir bei der Umstellung bewusst, dass es dann mit Urlauben knapp wird.

Meine Freude habe ich jede Woche, mit Extrazeit für mich, die ich für Erholung und Kreativität verwenden kann. Mein Urlaub ist jede Woche.

 

Keine Lust

Hochsensibilität bedeutet: Viele Dinge, die andere begeistern, überfluten mich. Zu laut, zu heiß, zu kalt, zu viele Menschen. Es wäre einerseits schön, andererseits auch wieder nicht. Denn Urlaub woanders ist immer auch mit Stress verbunden.

Ich kann schon ab und an eine Art Reiselaune kriegen. Ich würde sagen, ich bin zu 20 Prozent reisefreudig. Meistens siegen eben die 80 Prozent, die das nicht sind.

(Hier ein Artikel über eine Reise, die ich doch gemacht habe – eine Spurensuche in der Vergangenheit.)

 

Andere Bedürfnisse

Und wenn dann der Sommerurlaub kommt – da packt mich die Angst, etwas zu verpassen, wenn ich wegfahre!

Da warten doch so viele schöne Erlebnisse zuhause!

Ja, was mache ich denn dann in meinem Urlaub, verflixt nochmal?

 

In meinem normalen Leben kann ich nicht immer so offen antworten. Ich würde etwas zu viel von mir verraten.

Hier als Leserin oder Leser meines Blogs erfährst du es.

Was ich im Urlaub zuhause mag

Wie so vielen geht es mir darum, dass es im Urlaub anders ist als sonst. Mehr Freiheit, mehr Wahlmöglichkeit und Selbstbestimmung. Meine individuelle Mischung aus Anregung und Erholung:

  • Reizentzug mit weniger Menschen und weniger Kommunikation. Eine Wohltat. Die Nerven werden in Erholung gebadet.
  • Meine Alltagsrollen abstreifen. Die sozialen Pflichten zurückstehen lassen und mich wieder als unabhängige Person und als Teil eines Liebespaars fühlen.
  • Die kleinen Freuden genießen, ohne dafür große Wege in Kauf zu nehmen. Lebensfreude pur.
  • Mich ganz tief eintauchen lassen in die Details der Sinne. Die Luft auf der Haut, das warme Wasser, das kalte Wasser, das leckere Essen. Der Wind in den Bäumen. Der lange Schlaf.
  • Meinen kreativen Hobbys nachgehen, als wäre ich in meinem KünstlerInnen-Camp. Mich fördern, ein Stück weiterkommen als bisher, etwas möglich machen, mein Gehirn mit hübschen neuen Eindrücken füttern und nähren.
  • Etwas tun, das ich schon lange nicht mehr getan habe. (Der Unterschied, der den Unterschied macht.)
  • Mich auf verschiedene Weisen bewegen, etwas für meinen Körper tun, mich ganz auf mich einlassen. Massagen geben und bekommen.
  • Menschen treffen und richtig Zeit für den Kontakt haben. Zusammen essen, miteinander reden, ein Gefühl wie am Lagerfeuer oder im Ferienhaus. Leben in Gemeinschaft.
  • Ausgiebige Treffen in kreativen Partnerschaften und etwas Schönes und Tolles zusammen machen.

Oft komme ich erholt und inspiriert aus meinem Urlaub. Ein bisschen positiv verändert.

Konkrete Beispiele gefällig?

 

Schöne Erlebnisse im Urlaub, die ich hatte

Am Anfang des Urlaubs fahren wir meist in eine Therme, um uns auf Erholung einzustimmen und nicht arbeitswütig in die selbstbestimmte Zeit zu starten.

Letztes Jahr habe ich im Sommerurlaub jeden Tag Qigong gemacht und viel Energie getankt. In einem anderen Jahr lag mein Schwerpunkt auf Feldenkrais. Ich kam körperlich aufgerichteter und entspannter zurück in meine Arbeit.

Außerdem haben wir letzten August diese Webseite aufgebaut, die am 25.08.17 an den Start ging. Das hat Spaß gemacht und war bei allem kreativen Stress unglaublich befriedigend. Mit dem Bloggen habe ich mir eine Ausdrucksform erschlossen, die zu mir passt und mir viel Freude macht.

Zusammen mit meiner Kreativgruppe mache ich im Sommer eine ausgiebige Fotosession – Porträts, Naturfotos oder welche in Verkleidung – für Fotos, die dann unsere neuen Kalender schmücken und uns ein Jahr lang begleiten werden. Vielleicht lesen wir einander auch unsere geschriebenen Geschichten vor.

In einem vorgezogenen Weihnachtsurlaub haben meine Partnerin und ich mal eine Demo-CD mit meinen eigenen Liedern produziert, und uns dafür in wildfremde Computerprogramme eingearbeitet. Die CD verschenkten wir im engen Freundeskreis.

Weihnachten letzten Jahres habe ich einen Film über Achtsamkeitspraxis und Meditation im buddhistischen Kloster in Plum Village geschenkt bekommen und mich davon zu tiefer Erholung inspirieren lassen. Diese Erfahrung hat das ganze laufende Jahr beeinflusst, wie ich in diesem Artikel beschrieben habe.

Ansonsten liege ich gerne mit fremdsprachigen Comics und CDs in einer Gartenliege im Halbschatten und lasse meinen Geist von den Sprachen und blumigen Inhalten kitzeln, bis ich wieder Hunger oder einen kreativen Impuls bekomme.

Und wir gehen gerne essen oder auch mal frühstücken und genießen die Geschmacksrichtungen verschiedener Kulturen.

 

Welches sind die Bedürfnisse?

Verstehst du?

Es geht nach den Bedürfnissen.

Alles ist möglich.

 

Jetzt bin ich neugierig:

Wenn du zuhause Urlaub machst – was macht dir so richtig Freude? Woran merkst du den Urlaub?

Welche Anregung und welche Erholung sind für dich wesentlich?

Wenn du magst, hinterlass mir einen Kommentar unten.

Und hab eine gute Zeit.

Deine Jana

 

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So kommst du lesend in dein Glücksgefühl hinein und kriegst einen Bezug zur Erholung.

 

Noch mehr Lesestoff

Anna von PassionFlow hat einen schönen Artikel geschrieben, der dich vielleicht auch interessiert: Bleib zu Hause – 10 gute Gründe, nicht auf Reisen zu gehen. Anna bloggt über ein Leben nach den eigenen Passionen und im Flow. Ihr Blog ist sicher einen Besuch wert. 🙂

4 Replies to “Urlaub zuhause – Genuss pur”

  1. Ich liebe Urlaub zuhause! Endlich habe ich Zeit, in meinen kreativen Schwingungen auch mal lange drinzubleiben. Wie du schreibst, entstehen dabei oft Ideen und daraus Projekte, die im Alltag nicht über das „Keimstadium“ hinauskommen. Von Vielen, die „fährst du weg?“ fragen, ernte ich dann völliges Unverständnis. Es liegt wohl auch daran, dass sie sehr starke Anregungen von außen brauchen, um aus ihrem Alltag herauszukommen. Das Problem habe ich eher nicht.
    Ich freue mich riesig, dass es in wenigen Tagen wieder soweit ist: eigene Verfügung über meine Zeit.

    1. Hey Grane,

      Danke dir herzlich für deinen schönen Kommentar! Da sprichst du mir aus der Seele mit den starken Anregungen, ein guter Punkt. Mir ist nie langweilig. Wenn mir mal langweilig ist, dann empfinde ich das als erfrischende Abwechslung, und länger als ein, zwei Stunden kann es nicht dauern. 😉 Ich wünsche dir eine schöne Zeit in eigener Verfügung für deine kreativen Schwingungen! Gute Erholung, Ideen und keimende, aufblühende Ideen.

      Deine Jana

  2. Hallo liebe Jana,
    du sprichst mir mit Deinem Artikel aus der Seele…
    Klar liebe ich es, auch mal weg zu fahren und mal was anderes zu sehen, aber ebenso liebe ich es, im Urlaub auch mal zuhause zu bleiben:
    Schön auf meiner Terrasse sitzen, Bücher lesen, Musik hören, meine Pflanzen betrachten, Bienen, Libellen, Hummeln etc. dabei zusehen, wie sie um meine Pflanzen herum sausen. Zwei Gartenkreuzspinnen beim Netzweben zuschauen und mich jeden Morgen an ihren vergrößerten Netzen erfreuen 🙂
    Da unterscheiden wir Introvertierte uns halt stark von den Extrovertierten, für die es zur Regeneration notwendig ist, immer etwas erleben und etwas Neues sehen zu müssen.
    Aber das ist auch gut so! Wir sind nun mal anders und das macht auch unsere Besonderheit aus, wie ich finde.
    Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag,
    Deine Heidemarie

    1. Liebe Heidemarie,

      wunderschön, wie du die Freuden des Urlaubs zuhause beschreibst! Den Genuss kann ich mir richtig vorstellen, so wie du es schilderst.

      Ich finde es spannend, dass du den Unterschied von Introversion und Extraversion an der Art der Regeneration festmachst, das scheint mir sehr schlüssig. Es ist wichtig, dass solche Unterschiede noch bekannter werden, damit die gegenseitige Verständigung leichter wird. Die gesellschaftliche Norm scheint mir die Extraversion zu sein, wie es auch Susan Cain in ihrem tollen Buch STILL schreibt. Umso wichtiger ist ein klares Selbstverständnis für alle, die dem so einfach nicht entsprechen, die introvertiert oder eine Mischung sind.

      Schöne Sommerzeit und gute Regeneration für dich! Ich freue mich auf weitere deiner Artikel auf http://naturzeit-pflanzenwege.de.

      Und vielen Dank für den schönen Kommentar
      Deine Jana

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