Ein paar Gedanken zum Herbst

Herbst, schön und reich, prachtvoll und wehmütig. Und manchmal alles zugleich.

Die Blätter der Bäume sind wunderschön, wenn sie die ersten Frostnächte abbekommen haben und bald abfallen werden. Der glühend rote Sonnenuntergang ist prachtvoll und berührend und zeigt uns an, dass es bald dunkel sein wird, die Sonne verschwunden.

Es wird Abend, es wird Nacht. Ein Zyklus neigt sich der Vollendung vor.

Der Herbst bedeutet Erntezeit, Erfüllung dessen, was wir erhofft, gesät und den Sommer über gepflegt haben.

Die Kälte kann erfrischend sein, aber bedrohlich, wenn du kein Heim hast.

 

Welche Ernte bringe ich diesen Herbst ein?

Wie bin ich vorbereitet?

Wie trifft mich die kalte Jahreszeit an?

Was ist das Schöne, das Reiche und Prachtvolle in meinem Leben?

Was das Wehmütige, Melancholische, sogar Traurige oder Schwere?

Welche Verbindungen will ich knüpfen, um das Schwierige zu bewältigen?

Wo muss ich mich rüsten oder wappnen?

Wo darf ich dazulernen und mich dem Ungewissen öffnen, um bereit zu sein für die unvermeidliche Veränderung?

 

Die Macht der Natur

Unsere Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter zeigen die Macht der Natur, der wir uns nicht entziehen können.

Wir sind nur Menschen.

Abhängig davon, dass das Gemeinschaftsleben funktioniert.

Abhängig davon, dass die Natur uns erhält und leben lässt.

 

Aber nicht nur abhängig: Wir können mitwirken, gestalten, sammeln, säen, pflegen und ernten.

Wir können unsere eigenen wertvollen Ziele verfolgen.

Und einander unterstützen, das Leben zu bewältigen; mehr: zu genießen – etwas zu erreichen.

 

Welche Wahl treffe ich inmitten dessen, was geschieht?

Welche Rolle wähle ich in meinem Leben?

Wie gehe ich mit dem Schmerzvollen um?

Wie stelle ich mich zu Chaos und Unfrieden in der Welt? Zum Unkontrollierbaren?

Zu den Zyklen des Lebens?

Zu dem, worauf ich keinen Einfluss habe?

 

Herbst, Überprüfung und Innenschau

Leben ist immer das, was trotzdem geschieht.

Wie kann ich aus den Herausforderungen Kunst machen und sie kreativ verwandeln?
Diese Alchemie gibt neue Energie.

Und wie kann ich trotzdem – egal was geschieht – etwas für meine Kreativität und meine Spiritualität tun?
Damit bleibe ich immer lebendig und beweglich.

Welcher Inspiration will ich folgen?

Welche regelmäßige Pflege meiner Psyche benötige ich?
Auch in schwierigen Zeiten kann ich sie mir gönnen.

Wo finde ich mein Zentrum, und wenn es in einer Besinnung von Minuten ist?
Schritte für mehr Balance sind keine Zeitfrage, sondern eine Frage des Fokus.

 

Geschehen lassen und vertrauen?

Vertrauen fällt mir schwer.

Sorgen drängen sich ständig vor.

Ich las in Inke Jochims‘ Buch „Vom Glück etwas abzuschließen“, von drei Qualitäten, die wir benötigen, damit ein Abschluss sich für das Nervensystem sicher anfühlt.

1. Vertrauen. 2. Stolz. 3. Trauer.

Dazu meine Gedanken:

 

1. Um etwas abzuschließen benötigen wir Vertrauen.

Kontrolle ist oft der falsche Ansatz.

Vertrauen will geschult und gelernt werden.

Wenn wir das nicht mitbekommen haben, ist es eine große Lernaufgabe.

Vertrauen ist auch das Ergebnis davon, seelische Heilarbeit zu machen, damit die schmerzvollen Anteile der Psyche überhaupt vertrauen können.

Vertrauen wird schrittweise errungen bis zur wachsenden Gewissheit:

„Es gibt einen Teil in mir, der unversehrbar ist und sich um mich kümmern kann. Es gibt Kräfte, die mir zufließen und mich tragen. Ich bin geborgen.“

 

2. Wir brauchen, um etwas positiv abschließen zu können, die Fähigkeit und (eigene) Erlaubnis, stolz zu sein.

Kann und darf ich überhaupt stolz sein, oder fühlt sich das verboten an?

Wie eine unsichere, gefährliche Sache?

Ist es früher in meinem Leben verboten worden?

Auch hier kann Heilarbeit und vor allem Selbst-Erlaubnis nötig sein:

„Ja, das habe ich geschafft! Das habe ich gekonnt und gut gemacht. Ich bin stolz auf mich. Ich fühle den Stolz in mir als positive Kraft.“

 

3. Um etwas abzuschließen und loszulassen, braucht es auch die Bereitschaft zur Trauer.

Wir ziehen oft ärgerliche Gefühle vor oder sind lieber besorgt oder ängstlich, als traurig zu sein.

Doch Trauer ist ein Gefühl des Herzens. Es gibt uns Reife und Tiefe.

Wehmut ist ein sanfter Einstieg in die Trauer.

Es braucht keinen reichen Tränenfluss, auch ein sanftes Hinspüren für einen Moment ist ein echtes, tiefes Gefühl, das uns verwandeln kann.

Oft hilft es, wenn jemand mich anhören und meine Trauer dasein lassen und aushalten kann.

Manchmal brauchen andere das von mir.

„Ich habe etwas verloren oder bin dabei, etwas zu verlieren. Ich spüre diesen Abschied so schmerzvoll. Das Enden einer Zeit, einer Ära, legt sich mir schwer aufs Herz. Das ist meine emotionale Wahrheit.“

Trauer oder Traurigkeit brauchen Dasein, Freundlichkeit und Mitgefühl.

 

Vertrauen, Stolz und Trauer helfen, etwas positiv abschließen und loslassen zu können.

Das alles ist Teil vom prickelnden, kraftvollen Leben.

Wenn ich etwas erreicht habe, tanze ich gerne! Quicklebendig.

 

Das waren meine Herbstgedanken.

Ich wünsche dir wie immer eine gute Reise!

Deine Jana

 

Bildnachweis: Aquarell Herbstbäume von Jana Lindberg (c) 2022

 

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