Schreiben: 3 Tipps, wie du mehr Schreibzeit bekommst – und sie auch nutzt

Wenn Schreiben dein Hobby und dein Wunsch ist, du aber damit kämpfst und nicht richtig vorwärts kommst, ist dieser Artikel für dich.

Mit unseren kreativen Hobbys und Wünschen ist das so eine Sache. Eigentlich möchten wir gerne. In der Praxis kommen wir dann nicht dazu. Oder wir nehmen es uns fest vor, sitzen aber gelähmt vor dem Blatt Papier. Frustrierend!

In diesem Artikel bekommst du drei Tipps, wie du mehr Schreibzeit generieren und auch wirklich nutzen kannst.

 

Tipp Nummer 1: Stimme deinen inneren Dialog auf dein Künstlerkind ein

In jedem Leben ist immer furchtbar viel zu tun. Pflichten, Erledigungen, Arbeit, Beziehungen. Das kleine Stimmchen, das gerne etwas Blumiges im Leben haben möchte, etwas Spaßiges oder Verträumtes, das tut sich nicht leicht, gehört zu werden.

Wenn du dich aber als kreativ definierst, dann hast du sicherlich Ansätze gemacht, dir selbst diese Zeit zu verschaffen. Und dann sitzt du da, mit einem leeren Blatt, einem Blog oder am Computer. Und es geht irgendwie nicht.

Das ist verheerend für die Laune und das Selbstwertgefühl.

Was ist los?

Der Grund kann dieser sein:

 

Schreiben mit angeschaltetem Checklisten-Modus?

Vielleicht hast du deinen alltäglichen Checklisten-Modus auf den kreativen Bereich übertragen.

Etwa so: „Ja liebe Güte, wenn du unbedingt schreiben willst, quetsche ich das noch in den Kalender. Damit die liebe Seele Ruh hat. Sagen wir, 30 Minuten von 16:20 bis 16:50 Uhr, okay?“

Und die Kreativ-Abteilung ist überrumpelt und streikt. „Nö. Jetzt mag ich nicht.“

Kommt dir das bekannt vor?

Dann hör einmal hin, in welchem Ton du mit dir sprichst, wenn es um das Schreiben geht. Der Ton macht die Musik. Der Ton ist entscheidend für deinen Erfolg beim Schreiben:

 

Wie sprichst du mit dem Künstlerkind?

Ich gehe nämlich davon aus – gemäß Julia Cameron Der Weg des Künstlers – dass unser kreativer Anteil wie ein schöpferisches Kind ist. Es braucht gute Rahmenbedingungen. Das Künstlerkind braucht viel Verständnis, sollte ein bisschen verwöhnt werden und gute Gelegenheiten für selbstbestimmte Kreativität bekommen.

Wenn wir aber genau hinhören, entdecken wir in unseren Gedanken Sätze wie diesen: „Hast du’s jetzt bald?!“

Autsch.

 

Das schöpferische Kind ist ein empfindsames Wesen.

So ein Satz kann dieses Kind leicht verschrecken.

Ohne es zu merken, ahmen wir alle möglichen Sätze und Sprechweisen in unserem Inneren nach, die wir irgendwo aufgeschnappt und verinnerlicht haben. Auch wenn sie gar nicht dienlich sind, wenn sie den kreativen Teil in uns nicht fördern, sondern erschrecken.

 

Wie lauten deine Sätze?

Was ist deine innere Kritik? Beispiele:

  • Druck machen: „das muss schneller gehen“, „du müsstest schon weiter sein“, „wir haben noch zu tun“
  • Entmutigung: „das wird nie was“, „wozu soll das denn gut sein?“
  • Abwertung: „wusste ich doch, dass dir nichts einfällt!“, „der Satz taugt nichts.“

Es ist erstaunlich, und es ist herzzerreißend, aber genauso sprechen wir oftmals mit uns.

Wir verwenden eben das Repertoire, das wir gelernt haben. Im Stress umso mehr.

 

Den Ton freundlicher wählen

Es gibt innere Gründe, warum wir solche Stimmen hören.

Vielleicht müssten wir tiefer graben, um es zu verstehen.

Doch du kannst bereits beim nächsten Schreiben etwas anders machen:

Wenn du das nächste Mal eine Zeit generiert hast, die du dir zum Schreiben nehmen möchtest, dann versuche es einmal mit einem absichtlich, bewusst freundlich gewählten Ton.

 

Umschalten auf die andere, ruhigere Gehirnhälfte

Versuche, ob du tief durchatmen kannst (so zum Beispiel: 3 tiefe Atemzüge – kleine Übung für alle Lebenslagen).

Und milde werden. Sanfter. Weiter.

Und ob du dann etwas Freundliches sagen kannst.

 

Ich meine damit, dass du wirklich in Gedanken lieb zu dir sprichst wie zu einem Kind.

Was würdest du zu einem Grundschulkind sagen, das sich etwas nicht traut und das du ermutigen möchtest?

 

„Du schaffst das schon, mach es auf deine Weise“

Das könnte zum Beispiel so lauten: „Jetzt sitzen wir schon mal hier, das ist ein Erfolg, denn wir haben es geschafft, uns die Zeit zu nehmen. Super!“

Und dann so: „Lass dich einfach träumen, ich geb dir die Zeit, die du brauchst. Ich weiß, dass du viele fantasievolle Gedanken hast, viele Ideen hast. Du machst das schon, auf deine ganz eigene Weise.“

Du wirst selbst am besten wissen, auf welche Art freundlicher Anrede dein eigenes Künstlerkind anspricht.

Spüre dem ein bisschen nach, ob diese positiven, freundlichen und wertschätzenden Sätze in dir Resonanz finden. Du wirst sie immer wieder brauchen können, um deine eigene Kreativität zu fördern.

Erwarte nicht, dass dir diese Redeweise gleich in Fleisch und Blut übergeht. Wenn du lange die alten Sätze laufen hattest, braucht der neue Ton Zeit.

Doch du kannst immer dann, wenn du bewusst daran denkst und es brauchst, auf eine positive und förderliche Weise mit dir sprechen. Im Laufe der Zeit wird es dann mehr zur Gewohnheit.

Und welches ist der zweite Tipp?

 

Tipp Nummer 2: Belohne beim Schreiben schon Mini-Einheiten

Meistens erwarten wir am Anfang viel zu viel von uns.

„Schön, das ist also die Schreibzeit. Ist ja ganz nett. Aber ich hoffe schon, dass in dieser Zeit ein ganzes Kapitel fertig wird!“

Dabei funktioniert es viel besser, wenn wir kleine Einheiten planen und mit wenig schon zufrieden sind. Denn dann fühlt es sich gut an, unser Organismus merkt es sich als etwas Positives und lässt sich leichter zu einer Wiederholung überreden.

Wenn es dir geht wie mir, dann gehst du oft mit zu anspruchsvollen Vorstellungen an die Sache heran …

 

Welche Erwartung hast du an dich?

Frage dich: Ab wann zählt eine Schreibzeit für dich? Mindestens eine halbe Stunde? Mindestens eine Seite?

Das sind keine falschen Vorgaben, doch sie können für den Anfang überfordern! Wenn wir schon drin sind im Schreiben, wenn wir uns gewöhnt haben, dann können wir so ein Ziel setzen.

Um uns einzugewöhnen, benötigen wir aber kleine Einheiten und am Schluss ein gutes Gefühl. Siehe dieser Artikel: Mach kleine Schritte – Warum kleine Schritte die größten sind

 

Miniaturziel

Wie wäre es also damit, ein absolutes Miniaturziel zu setzen? Beispiele für solche Ziele:

  • 5 Minuten Schreibzeit um eine bestimmte Uhrzeit. Sagen wir, abends um sechs.
  • Jeden Tag drei Zeilen. An einem bestimmten Ort, mit einem bestimmten Block oder in einer bestimmten Datei. Hauptsache, das Datum steht da. Einige Gedanken lassen sich auf diese Weise schon einfangen.
  • Oder, wenn du das Schreiben schon mehr gewöhnt bist, 10 oder 15 Minuten.

Oder noch kleiner!?

Wenn du darum kämpfst, überhaupt wieder anzufangen, dann reicht es aus, um eine bestimmte Zeit den Schreibblock herzunehmen und einen Blick darauf zu werfen. Dann legst du ihn wieder weg und klopfst dir auf die Schulter. 🙂

Du hast einen Schritt getan, um eine Mikrogewohnheit zu schaffen. Wenn du das jetzt einige Tage am Stück tust, wird sich dein System daran gewöhnen.

 

Beim Schreiben den inneren Widerstand sachte umgehen

Worum es nämlich eigentlich geht, das ist, unseren inneren Wachhund nicht zu erschrecken.

Unser innerer Bodyguard möchte uns aus Schwierigkeiten heraushalten.

Eine Schreibblockade ist eine ziemlich große Schwierigkeit! Sie fühlt sich grausig an. Ein guter Grund für den Widerstand, uns davor zu schützen und die Sache lieber gleich zu vermeiden.

Der Trick: Wir versuchen etwas, das dermaßen harmlos aussieht, dass der Wachhund liegen bleibt, seine Augen wieder schließt und weiterschläft.

 

Nimm dir eine winzige Sache vor, sprich nett mit dir, mache einen Haken oder ein Kreuzchen in den Kalender, wenn du es erledigt hast.

Und dann klopfe dir auf die Schulter und sagte: „Gut gemacht!“

Mehr wird es von selbst, versprochen!

Und nun zu Tipp Nummer 3.

 

Tipp Nummer 3: Nutze die Gemeinschaft

Wir wollen oft mit allem alleine klarkommen. Doch Unterstützung von Anderen kann uns weit bringen.

Beispiele für solche Unterstützung:

 

Das Schreib-Date

Verabrede dich mit einer anderen Person für einen bestimmten Tag in der Woche um eine bestimmte Uhrzeit, wo ihr beide schreibt für eine festgesetzte Zeit. Dasselbe Prinzip wird ja oft für Sport angesetzt. Selbst schlitzen wir eher aus, als wenn eine andere Person auf uns wartet. Schließlich profitieren wir auch von diesem Date, das willst du doch nicht absagen? (Tipp von Julia Cameron)

 

Der Sandwich Call

Wenn du niemanden für ein Schreibdate hast, machst du einen Sandwich Call. Das stammt aus den amerikanischen Zwölf-Schritte-Programmen und sieht so aus:

Erst ein Anruf. Dann das Schreiben. Dann noch ein Anruf.

(Oben eine Toastscheibe, innen der Belag, unten wieder eine Toastscheibe, also ein Sandwich.)

  • Das heißt also, dass du „vor dem Ereignis“ kurz auf Band sprichst: „Ich fange jetzt an zu schreiben.“
  • Und dann machst du es. Solange – oder so kurz – wie du dir vorgenommen hast.
  • Danach rufst du noch einmal an: „Ich hab es gemacht!“.

Jede Person hilft gerne dabei, andere in der Kreativität zu unterstützen. Frag einfach, ob jemand dazu bereit wäre, solche Anrufe von dir entgegenzunehmen. Wichtig: keine langen Gespräche! Kein Jammern, kein ablenken oder ausweichen. Diese Anrufe dienen nur der Verbindlichkeit und sollen kurz sein oder sogar auf AB gehen. (Tipp von Julia Cameron)

 

Social Media

Natürlich kannst du auch deine Leute im Messenger nutzen oder eine gute Gruppe in den Social Media, die gerne Kreativität fördert. Du postest einfach, dass du jetzt etwas vorhast, und danach, dass du es gemacht hast, und vielleicht ein Wort dazu, wie es ging.

Du bekommst bestimmt ermutigendes Feedback und Bestärkung! (Wenn nicht, verlasse die Gruppe.)

Unterschätze nicht die Hilfsbereitschaft anderer kreativer Menschen. Vielleicht ergibt sich ja sogar eine gegenseitige Förderung daraus. Du kannst dabei eine Form finden, die auch deinem Autonomiestreben entspricht.

 

Bilde ein kreatives Team

Eine Schreib- und Lesegruppe ist aus meiner eigenen Erfahrung sehr motivierend. Du hast dich verabredet. Du bist du zu einer bestimmten Zeit mit Lesen dran. Du wirst erwartet. Bis dahin wirst du den Text dann ziemlich regelmäßig fertig haben, auch wenn er typischerweise am Abend vorher entsteht. 

Dies ist übrigens ein klassisches Erfolgsteam nach Barbara Sher. Hier ein Artikel von der Uni Potsdam zum Thema Erfolgsteam, falls es dich interessiert: Handout Erfolgsteam

 

Das waren meine drei Tipps fürs Schreiben

  1. Sprich freundlich mit deinem Künstlerkind.
  2. Macht die Portionen harmlos klein.
  3. Nutze die Gemeinschaft.

 

Viel Spaß beim Schreiben!

Ich wünsche dir, dass du das ausdrücken kannst, was in dir ist. Die Welt wird reicher durch unsere Kreativität. Jeder Mensch ist einzigartig. Nur du kannst deine Gedanken ausdrücken.

Du schaffst das!

Und ich hoffentlich auch. 😉

Wenn du magst, lass mir mal einen Kommentar da, wie es mit dem Schreiben läuft.

 

 

 

Danke an Bahissat für das Bild und die Bearbeitung! Das Copyright liegt bei ihr.

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