Selbstannahme ist eine Lernaufgabe. Eine Lernaufgabe des Herzens. Ein Schlüsselpunkt der Beziehung zu sich selbst, ein Kernelement der Selbstheilungsreise. Das Thema beschäftigt mich schon sehr lange:
Mit zwanzig Jahren malte ich dieses Bild mit dem Titel Grenzen.

Jana Lindberg, Grenzen
Das Bild steht dafür, dass ich mich selbst nähre und versorge.
Der Wunsch: Ich will meine eigene annehmende Mutter werden, mein inneres Kind an mich nehmen. Ich will für mich sorgen lernen an den Punkten, wo ich mich hilflos oder verloren fühle.
Der Gedanke dabei: Wenn ich mich um meine emotionalen Verletzungen kümmern und mir selbst Trost spenden kann, gelingt es mir, bessere Grenzen zu haben.
Denn Selbstannahme macht Selbstschutz möglich: Grenzen spüren zu können ist nötig, um sie zu wahren und einzuhalten. Dazu brauche ich Selbstannahme der eigenen Grenzen.
Und das ist auch für andere gut: Ich bin dann ein stärkeres, ruhigeres Gegenüber.
Selbstannahme, ein langfristiges Ziel
Mit Mitte zwanzig schrieb ich eine Affirmation auf einen Zettel: „Ich möchte mich selbst annehmen. Dies sei mein oberstes Ziel.“
Ein langfristiges Ziel!
Ja, ich habe die Lernaufgabe angenommen und schon viel gelernt. Und bin doch mit Mitte vierzig immer noch dran. Oft geht es gut. Und andere Male nicht.
Das scheint einfach unser Schicksal als Menschen zu sein. Selbstannahme bleibt eine große Aufgabe. Ein Weg, ein Praktizieren, ein Übungsziel fürs Leben.
Selbstannahme kann zum Beispiel bedeuten
- Zuneigung und Freundlichkeit für mich selbst spüren
- Selbstumarmung
- Verstehen und Verständnis für meine verletzlichen Anteile
- Mitgefühl und Annahme für meine schmerzlichen, unliebsamen Gefühle
- Innere Stärke und Wärme in wilden Zeiten.
- Sammlung innen, egal was geschieht.
Selbstannahme kann die eigenen Stärken betreffen, die ich mir erlaube und zugestehe.
Die eigenen Schwachpunkte, die ich oft lieber gar nicht hätte.
Akute Angst und Sorgen.
Und die verwundeten Bereiche meines Herzens.
Was ich annehmen kann, kann ich integrieren. Dann wird der Umgang damit leichter. Auch mit dem Unliebsamem, Schmerzlichen.
Selbstannahme, Basis von Verbundenheit
Annahme für uns selbst ist ein sehr wichtiger Baustein für Verbundenheit. Verbundenheit mit der Welt und mit anderen Menschen.
- Manchmal brauchen wir erst die Hilfe anderer, um mit der Lernaufgabe klarzukommen und uns annehmen zu können.
- Manchmal ist es umgekehrt: Es braucht unsere Selbstannahme, um überhaupt die Verbundenheit mit anderen leben zu können und sie annehmen zu können.
Und die Selbstannahme kann auf Dauer durch keine Liebe der Welt ersetzt werden. Auch mit viel Liebe von anderen kommen wir irgendwann an den Punkt, wo wir lernen müssen, uns selbst noch mehr oder wieder anzunehmen.
Selbstannahme kann uns resilienter machen.
Eine langfristige Praxis
Leider garantiert uns niemand, dass diese Verwundungen weggehen.
Auch durch Selbstarbeit und Therapie vergehen die schmerzlichen Punkte nicht unbedingt ganz.
Vielleicht brauchen wir die Ausübung der Kunst der Selbstannahme einfach auf Dauer. Es ist eine Lernaufgabe fürs Leben.
Immer wenn wir das Traurige, Wunde in uns annehmen können, bringt es Licht und Wärme in unser Leben.
Wenn wir das Verletzliche ertragen und unsere Gefühle aushalten können, macht es uns stärker.
Wir gebären uns selbst immer wieder neu aus der Selbstannahme.
Dazu habe ich ein Gedicht geschrieben, das ich mit dir teilen möchte.
Annahme
Licht und Schatten
Immer in mir
Zusammen ein Ganzes
Wohlgefühl
Und Wundsein
Im ständigen Wechsel
Nie ganz heil
Nie unheilbar verletzt
Beides nur zusammen verständlich
Da ist ein kleines Kind in mir
Verwundet
Einsam
Ich umarme dich, mein inneres Kind
Ich bin für dich da
In diesem Moment
Wärme entsteht
Heilung
Sicherheit
Mögen wir uns selbst immer wieder annehmen können.
Um Kraft, Wärme und Sicherheit in unserem Inneren aufzubauen.
Liebe Grüße
Deine Jana Lindberg