Machen und tun! Ohne Fleiß kein Preis. Und ohne Anstrengung ist es keine Arbeit.
Diese Gedanken sind uns so vertraut, dass wir gar nicht darauf kommen, dass es auch anders gehen könnte.
Zuletzt schrieb ich über Empowerment und darüber, wie du eine Herausforderung annimmst.
Doch zu einem ausgewogenen Leben gehört auch die Fähigkeit, die Dinge sich entwickeln zu lassen.
Heute daher ein Artikel über die Kunst des Nicht-Handelns.
Was ist eigentlich los mit unseren intuitiven Fähigkeiten?
Eine Katze weiß, wie es geht: Sie kann ganz entspannt daliegen und ausruhen. Oder am Fenster sitzen und beobachten.
Und dann, wenn es entscheidend wird (zum Beispiel beim Klang des Dosenöffners oder beim Auftauchen von Beute) ist sie wach und da und tut instinktiv das Richtige.
Wir Menschen hingegen – vor allem engagierte Menschen oder gestresste Leute – haben oft das Gefühl, alles mit viel Anstrengung schaffen zu müssen.
Dabei verfügen wir auch über diese intuitiven, instinktiven Anteile.
Die Kunst des Nicht-Handelns verspricht uns viel Nutzen: Wenn wir bewusstes Denken und unbewusstes Denken koordinieren, dann geht VIEL MEHR, und das müheloser.
Spontaner, entspannter, vertrauensvoller bringen wir viel zu Wege und können gleichzeitig viel Energie einsparen.
Doch was macht es eigentlich so schwer, unser Handeln entspannter anzugehen?
Innere Antreiber wirken unbemerkt
Ich sehe dahinter dieses Phänomen: Viele von uns sind innerlich auf der Schiene unterwegs, sich selbst beweisen zu müssen.
Innere Antreiber sind wirksam: „Beeil dich! Streng dich an! Sei perfekt!“
Das bedeutet, dass wir insgeheim vermuten, wir wären nicht gut genug.
Vielleicht haben wir das in der Kindheit und Jugend so vermittelt bekommen, ob in Familie oder Schule oder eigentlich unserer ganzen Kultur.
Wer unter innerer Kritik leidet, wird immer wieder neu angetrieben: Mehr tun! Mehr leisten! Nie genug!
Beweisen, dass man sein Geld überhaupt wert ist. Dass frau doch keine Aufschneiderin ist. Dass man nicht insgeheim eine miese Person ist.
Mit diesen oft unbemerkten Gedanken kommen wir kaum jemals zur Ruhe.
Handeln wie getrieben wird gerne genommen
Unternehmen machen sich das ganz gerne zu Nutze.
Wie praktisch, wenn man nur regelmäßig den Ehrgeiz oder den Selbstwert anzustacheln braucht und die Menschen dann das Äußerste ausreizen – aus eigenem Antrieb.
Aber wir brauchen ehrlich gesagt oft gar kein Unternehmen, um uns anzutreiben!
Auch in der Selbständigkeit oder im Privatleben kommen wir außer Atem, weil wir immer wie getrieben handeln.
Beobachte mal dein Tempo im Büro, beim Einkaufen, Putzen oder in der Küche.
Die Kunst des Nicht-Handelns ist anders:
„Tue weniger und erreiche mehr.“
In Die sieben geistigen Gesetze des Erfolgs nennt Deepak Chopra es das „Gesetz des geringsten Aufwands“: „Tue weniger und erreiche mehr.“
- Es bedeutet zu erlauben, dass Dinge sich ergeben oder entfalten.
- Abzuwarten und im richtigen Augenblick ohne Mühe das Richtige zu tun.
- Achtsam im Moment bleiben bzw. immer wieder in den Moment zurückkommen. Ihn wahrnehmen, wie er ist.
- Und das Handeln aus dieser beobachtenden Haltung heraus geschehen zu lassen.
Tue weniger und erreiche mehr – diese Worte fühlen sich für mich fantastisch an.
Es kann auch heißen, die eigenen Überansprüche bewusst ruhen zu lassen.
Oder ruhig und klar zuzuhören, statt zu denken, wir müssen gleich etwas unternehmen. Oft helfen wir so viel mehr.
Nehmen wir das Beispiel Kreativität: Beim Lernen eines Instruments, müssen wir uns da so viel wie möglich anstrengen, so viel wie möglich schaffen? Im Gegenteil, so entspannt wie möglich wäre besser für ein gutes Lerntempo! Nur die geringste Anspannung sollen wir verwenden, sagt Ernesto Jochmus von Lern Gitarre Online.
Klingt erst einmal ungewohnt – doch so wenig verbreitet ist das Wissen über den geringsten Aufwand eigentlich gar nicht, wenn wir genau hinschauen:
Exkurs: Geschehen lassen als spirituelle Praxis
Diese spirituelle Gesetzmäßigkeit der Anstrengungslosigkeit wird in verschiedenen Kulturen und Religionen gepflegt. Die sieben geistigen Gesetze des Erfolgs basiert auf der indischen Ayurveda-Philosohpie.
Das Gesetz nutzt die Kraft des Unbewussten und der Intuition.
Im chinesischen Dao De Jing heißt es: „Praktiziere die Kunst des Nicht-Tuns, und alles fügt sich zusammen.“
Manche sagen, dass die chinesische Bezeichnung Wu Wei nicht etwa „Nicht-Tun“ bedeutet, sondern „Spontaneität“. Das funktioniert so: Beobachten und still bleiben und dann im richtigen, stimmigen Moment die nötige Kleinigkeit tun.
Jedenfalls ist das Tun wenig angestrengt und dafür mehr im Fluss.
Im Christentum könnte man hier vielleicht die Blumen auf dem Felde anführen, die nicht säen und ernten und doch ernährt werden.
Und in der weiblichen Naturmystik ist die Vorstellung ebenfalls sehr stark, an einem Geschehen teilzuhaben und nicht alles selbst tun zu müssen – die Vorstellung, eine klügere Macht durch uns hindurch wirken zu lassen und uns mit intuitiven, bildhaft denkenden Anteilen zu verbinden.
Die Kunst des Nicht-Handelns: Die Weisheit der unbewussten Anteile
Zurück zur Psychologie, die auf dem Queste Blog eine stärkere Rolle spielt als jede Religion.
Hier ist besonders die Hypnotherapie relevant. Denn sie kennt die Macht der unbewussten Anteile.
Grundüberzeugung: Wir wissen so viel mehr als das, was uns in einem Moment bewusst ist.
- Körpersysteme wie das Bauchgehirn und verschiedene Körperwahrnehmungen;
- unsere unbewussten Gefühle verschiedenster Art;
- unsere Instinkt
– all das wirkt zusammen und drückt sich in dem aus, was wir bewusst denken und wissen.
Auf die verschiedenen inneren Wahrnehmungen zu lauschen, nichts bewusst zu tun und im richtigen Moment zuzugreifen – das erscheint da als eine gute Idee. Ein gewisser Respekt davor, dass „Ich“ mehr bin als nur das jeweils aktuell bewusste Wissen.
Wer Texte schreibt oder Reden und Unterricht vorbereitet, kennt es wahrscheinlich: Da läuft der Gedanke nebenher, und plötzlich schlüpft ein fast fertiges Produkt ganz leicht heraus und gelangt mühelos in die Worte.
In der Hypnotherapie würden wir es vielleicht so ausdrücken: „Ich handle und handle doch nicht.“
Wenn dich das anspricht und du die Kunst des Nicht-Handelns für dich nutzen willst, hier einige anregende Fragen:
Die Kunst des Nicht-Handelns: Wo könntest du weniger tun?
- Wo kannst du die Zügel mal locker lassen? Wann wäre Abwarten eine gute Strategie?
- Wo ist weniger mehr? Und reicht vielleicht weniger aus?
- Was ginge langsamer und spürender genauso gut? (Oder besser?)
- Hast du eventuell Dinge erreichen wollen, die nicht in deinem Einflussbereich liegen? (Das stresst!!)
- Warst du dir selbst gegenüber irgendwo unerbittlich in deinen Anforderungen?
- Könntest du irgendetwas davon loslassen?
- Wie fühlt es sich an zu denken, dass dein Unbewusstes schon heimlich für dich arbeitet und du gar nicht so viel tun musst?
Es bedeutet nicht, „gar nichts mehr zu tun“ – aber es heißt, das Tun weniger als „Machen“ zu tun.
Sondern es mehr entstehen zu lassen. Es kommt von alleine.
Manchmal spüre ich das.
Es ist so entspannend. Entlastend. Ein angenehmes Fließen kann entstehen.
Enorm kräftesparend.
Mal ist das Gefühl faul. Mal äußerst produktiv.
Innere Antreiber beruhigen
Doch wie gehen wir damit um, wenn wir oft wie getrieben handeln?
Da sind innere Anteile, die sich als nicht-genügend fühlen, die sich beweisen müssen.
Hab da Mitgefühl mit dir selbst – es geht so vielen von uns so.
Gerade tüchtige Leute haben das.
Hierüber schrieb ich auch schon in dem Artikel: Stressmanagement für Scanner: Nimm dir nicht ZU viel vor.
Entlaste dich selbst von den antreibenden Botschaften.
Sag dir immer wieder mal:
„Ich bin genug. So wie ich bin.“
„Langsam ist genauso gut oder sogar besser.“ – „Lass dir Zeit.“ – „Eins nach dem anderen.“
„Ich lass das jetzt so – das reicht schon aus.“ – „Genug ist genug.“
Im Laufe der Zeit kannst du mit diesem inneren Dialog etwas zum Positiven ändern.
Die Kunst des Nicht-Handelns: Der kleine Schritt
Und jetzt dein kleiner Schritt: Eine neue Erfahrung zu machen, egal wie klein, verändert etwas.
Daher dein kleiner Schritt für heute:
Probiere es mal und praktiziere die „Kunst des Nichts-Handelns“.
Auf deine Weise.
In einem passenden Moment, auf den du geruhsam wartest.
Deine Jana
P.S.: Um 22:04 Uhr wurde mir bewusst, dass es der 29. Februar ist und ich dieses Datum gerne auf einem Artikel stehen hätte. (Auf die nächste Gelegenheit dazu müsste ich ganz schön lange warten …)
Da guckte ich in meinen vorbereiteten Artikelentwürfen nach und fand diesen. Ein Beispiel für spontanes Handeln ohne Mühe.
Blog-Empfehlung
Zum Vertrauen auf die eigene Intuition und die natürlichen Energierhythmen hat kürzlich Anna von Passionflow gebloggt, sehr gelungen, wie ich finde. Hier der Link: Mach was Radikales: Vertraue dir selbst!
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