Die meisten von uns haben die Wolken zuerst nicht kommen sehen. Jetzt ist die Corona-Krise da, überall auf der Welt. Wir leben in einer Pandemie.
So surreal es sich anfühlt, so real ist es. Die Ereignisse überschlagen sich, jeden Tag eine neue Nachricht, die unser Leben verändert.
Mit einer Artikel-Serie will ich helfen, mit den Extremen umzugehen, die auf uns zukommen. Dies ist der Leitartikel der Serie.
Die Krise ist real. Es geht jetzt darum, wie wir sie gemeinsam durchstehen.
Es entstehen Fragen wie: Was bedeutet es jetzt, verantwortlich zu handeln? Und wie können wir Ruhe wiedergewinnen, wenn unsere Emotionen hochschlagen?
Dazu will ich mit dieser Serie Antworten versuchen.
Corona-Krise, echt jetzt
Wie die meisten Menschen habe ich es am Anfang nicht ernst genommen. Wieder so ein Medien-Hype, dachte ich.
Übertreiben von Krisen mag ich nicht. Meldungen sind oft zu sehr auf Alarm gebürstet.
Und schon allein das Wort „Pandemie“ war zu gruselig, um mich damit zu befassen. (Zum Glück haben sich andere damit befasst und schon lange vorher Pläne entwickelt, die jetzt greifen.)
China ist ja weit weg. Da waren schon mal blöde Krankheiten im Umlauf und wurden wieder gestoppt.
Oh, Italien. Das wird doch nicht auch hier …? Doch, absolut. Und die Liste der betroffenen Länder wird immer länger. Dieses Mal ist es echt.
Wie im falschen Film
Ich komme mir vor wie in einem schlechten Traum.
Und dann geht es immer schneller, während die Fallzahlen steigen. Dinge geschehen, die wir noch nie erlebt haben:
- Massenweise Flüge werden storniert, Veranstaltungen gestrichen, die Schulen und Unis zugemacht, Weltkonzerne schließen die Produktion.
- Das öffentliche Leben wird heruntergefahren, Grenzen geschlossen.
- Länder appellieren an die Bevölkerung daheimzubleiben. Verhängen eins nach dem anderen Ausgangssperren.
- Das Auswärtige Amt spricht eine generelle globale Reisewarnung höchster Stufe aus.
Inzwischen ist Europa das neue Zentrum weiterer Ausbreitung. Wir sind ja so dicht besiedelt und so mobil …
„Ausgangssperre“. Dieses Wort mal in Bezug auf uns und jetzt und hier zu lesen, hätten wir nicht erwartet.
Wir schauen ungläubig (reiben uns aber nicht die Augen, denn das soll man ja nicht).
Wir staunen
Und wir staunen über die Dimension dessen, was da auf uns zurollt und was wir vorher nicht gesehen haben. Benommen, bestürzt, überfordert.
Geht es dir auch so – es kommt mir alles so irreal vor, was da abläuft. Und doch es ist da.
Wir befinden uns in einer Situation wie in einem Film. Einem Film, den ich nie schauen würde.
Jetzt bin ich mitten drin und frage mich: Wie gehen wir damit um?
Können wir überhaupt damit umgehen?
Wir suchen Antworten und entwickeln Resilienz
Um es gleich vorweg zu sagen: Niemand hat fertige Antworten, denn in einer solchen Situation waren wir noch nie.
Virologen haben immer befürchtet, dass so etwas passieren könnte. („Virologen“, auch so ein Wort, das ich neu in den Sprachschatz aufnehmen musste.) Und viele Länder haben Pandemie-Pläne.
Es ist so aber noch nie vorgekommen. Also wäre es eine unrealistische Erwartung, dass wir damit schon umgehen könnten.
Wir sind noch völlig irritiert: Geschlossene Läden. Abgesagte Behandlungen und Feiern. Verbot von Besuchen. Lauter umgestoßene Pläne. Und wie lange geht das so?
Aber wir werden damit umgehen.
Als Einzelne und als Gemeinschaft. Denn wir Menschen sind unglaublich resilient.
Resilienz wird immer wieder neu erfunden
Widerstandskraft und Handlungsmut entstehen aus dem Umgang mit dem Schweren. Empowerment ist der Weg, egal was kommt.
- Wegschauen, Ignorieren und Kleinreden ist jetzt falsch. Es macht uns starr.
- Uns der Hilflosigkeit dauerhaft überlassen ist ebenfalls schädlich. Es führt ins Chaos.
Suchen wir den mittleren Weg. Immer wieder die Flexibilität, die Handlungsfähigkeit.
Ich will daher durchaus das Schwere beleuchten, dem wir uns zu stellen haben.
Und das Nützliche, Gute, das schon passiert.
Fragen stellen und mögliche Antworten sammeln.
Also, das Schwere:
Riesige Dimension
Während ich nach dem Einkauf durch leere Straßen fahre, schüttele ich wieder den Kopf.
Man kann dieses #*§&-Virus nicht sehen. Doch es verändert unser Leben.
Kein Land und kein Mensch kann sich dem entziehen.
Es hat Auswirkungen auf alle. Alle Verwandten, Freund*innen, Kolleg*innen.
In jedem Newsletter, bei den Arbeitgebern und Organisationen ist es das Thema.
Einen Moment lang vergesse ich es wohl, und dann fällt es mir wieder ein und ist doch Realität.
Die Umgangsweise der Länder ist unterschiedlich.
Miese Anführer zeigen jetzt, wie hirnverbrannt schädlich ihr Denken ist. Beugen sich dann – viel zu spät – doch meist der Vernunft. (Aber nicht immer.)
Länder mit schwachen Gesundheitssystemen haben besonders zu fürchten. Es tut im Herzen weh.
Doch eine Herausforderung ist es für alle, auch für die stärksten Länder und Demokratien, denn niemand hat so etwas in dieser Form schon erlebt.
Es gibt keine Gewissheit darüber, wie genau zu handeln jetzt richtig ist.
Ich beneide unsere Politiker*innen nicht um ihre Aufgabe.
Realität anerkennen
Wie RKI-Leiter Lothar Wieler sagte: „Wir alle sind in einer Krise, die ein Ausmaß hat, das ich mir nicht hätte vorstellen können.“ (Pressekonferenz am 20.03.2020)
Ich denke, da spricht er uns aus der Seele.
Die Corona-Krise bildet einen Stress-Test für die Gesellschafts- und Gesundheitssysteme aller Länder.
Und „Wir befinden uns am Anfang einer Epidemie.“ (RKI-Leiter Lothar Wieler am 20.03.2020).
Für mich übersetzt: Das heißt, wir befinden wir uns am Anfang von Zeiten mit Geschehnissen und Beschränkungen, die wir nicht kennen.
Also wie jetzt damit umgehen?
Selbststeuerung als Antwort
Aus meiner Sicht stellt diese akute globale Herausforderung jede einzelne Person vor die Aufgabe der bestmöglichen Selbststeuerung.
Klingt das zu gering? Kann Selbststeuerung den Unterschied machen?
Sie macht den Unterschied.
Selbststeuerung: Was finde ich vor und wie will ich darauf reagieren? Welche Hilfe brauche ich dabei?
Das ist die Frage, die wir immer wieder durchspielen und Antworten generieren.
Eine Bandbreite von wechselnden Gefühlen zu durchleben, ist dabei völlig normal. Wundere dich nicht, wenn du durch Gefühlswellen gehst. Wir erleben sie alle.
Eine gute Selbststeuerung zum Beispiel drückt negative Gefühle nicht immer weg, sondern erkennt sie an.
Wir können sie fühlen und benennen. Und das können wir üben. Das stärkt dann unsere Balance.
Wie wir unsere Gefühle managen, wie wir uns informieren und wie wir handeln, das macht jetzt den Unterschied.
Balance und Besonnenheit wird uns auch stark machen, um andere zu unterstützen.
Fürsorge und Verantwortung erhöhen
Und die Situation fordert uns auf, noch viel mehr Fürsorge und Verantwortung füreinander und für unsere Gemeinschaft zu übernehmen.
- Wie können wir jetzt füreinander da sein, ohne uns persönlich zu sehen?
- Wie können wir uns trotzdem vernetzen und dadurch stärker werden?
- Was können wir einander geben?
Leider wird uns das Thema ab sofort beschäftigen, ob wir wollen oder nicht.
Eine Zumutung.
Eine klassische unerwünschte Herausforderung!
Mit meinem Blog möchte ich helfen, Selbststeuerung und Unterstützungsbeziehungen zu stärken.
Zumutungen kommen auf uns zu. Das Leben ist überhaupt nicht so, wie wir es uns vorstellen.
Zugleich läuft auch sehr viel Gutes. Wir sehen Beispiele enormer Hilfsbereitschaft und Flexibilität.
Es ist unglaublich, was unsere Systeme gerade leisten
Beeindruckend, was Menschen leisten. Wie viel Engagement und Hilfsbereitschaft gelebt werden.
Wir beobachten, wie Kapazitäten hochgefahren und umgewidmet werden, damit alles gestemmt werden kann.
Wo z.B. zusätzliche Kliniken aus dem Boden gestampft werden und Menschen andere Aufgaben übernehmen, damit systemrelevante Bereiche weiterlaufen können („systemrelevant“, noch ein Wort für meine Liste neuer Vokabeln).
Am 18.03.2020 sprach das erste Mal in ihrer 15-jährigen Amtszeit Bundeskanzlerin Angela Merkel direkt in einer Fernsehansprache zur Bevölkerung außerhalb ihrer Neujahrsansprachen. Ein Appell in der Corona-Krise.
Die Bundeskanzlerin sagte: „Es ist ernst. Nehmen Sie es bitte auch ernst.“
Sie dankte denen, die sich einsetzen. Ich denke, das hat viele erreicht.
Eine ähnliche Botschaft an all die engagierten Menschen da draußen habe ich hier schon einmal geschrieben: Danke für dein Engagement [Brief der Wertschätzung an dich]. Der Artikel wird übrigens am häufigsten von all meinen Artikeln geteilt.
Verantwortung durch Selbstbegrenzung
Und die Kanzlerin setzte auf demokratische Mitwirkung statt auf weitere Verbote und gab uns damit allen eine Chance, verantwortlich zu handeln.
Doch auch am Tag nach dieser eindringlichen Mahnung sagten Leute noch: „Ich bin da nicht so ängstlich.“
Oder „Das wird übertrieben.“
Und das ist leider sowas von falsch.
Die meisten sind ja vernünftig. Doch einige Leute halten sich nicht an die Appelle. Sie verstehen es nicht.
So können wir einen schnellen Anstieg der Krankheitszahlen nicht verhindern!
Wie schon geahnt, kam bald der nächste Schritt, zuerst in Bayern mit einer grundlegenden Ausgangsbeschränkung.
Allein das Wort „Ausgangsbeschränkung“ … Genauso unsäglich wie das Wort „Pandemie“.
Doch das ist jetzt so.
Und doch verstehen wir es nicht ganz: Wieso muss es erst so weit kommen?
Wer jetzt keine Angst hat, hat die Situation nicht begriffen.
Was ist das Problem? Warum können die Menschen sich nicht vernünftig beschränken?
Ich denke, es fällt uns zunächst allen schwer. Das braucht nämlich die Fähigkeit, eine abstrakte Bedrohung zu verstehen – und Schlüsse für das eigene Verhalten zu ziehen. Die fehlt uns oft, das haben wir ja seit langem beim Umweltthema gemerkt.
Diese Fähigkeit müssen wir jetzt hochfahren!
Nachdenken, uns in die Lage anderer Menschen versetzen. Unser Verhalten ändern.
Und miteinander reden, damit die Botschaft überall durchdringt: Abstand halten! Rücksicht nehmen.
Corona-Krise akut: Auf die Angst hören
Um angemessen zu reagieren, brauchen wir außerdem die Fähigkeit, uns Sorgen und Ängste einzugestehen.
Die neuen Regeln – 2m Abstand halten, Gruppen meiden, häufig Hände waschen – sie sind für uns alle neu. Viele von uns sind schon aufgewacht und haben dazugelernt.
Doch manche sind zu sehr gewohnt, alles von sich fernzuhalten, was ihnen Sorgen machen könnte. „Mich betrifft das nicht.“
Sie machen dicht, hören nicht auf die warnende Stimme der Angst.
Leider gefährdet Sorglosigkeit jetzt die Allgemeinheit.
Denn jetzt ist die Angst berechtigt.
Eine gewisse Angst ist die warnende Stimme, auf die wir hören sollten.
Unser Verhalten sollte supervorsichtig sein. Wir lernen jetzt als Gemeinschaft dazu.
Und wenn das Verhalten dann angepasst ist?
Brauchen wir auch wieder eine Beruhigung.
Eigene Ängste wieder eindämmen
Immer wieder werden wir natürlich von unserer Sorge überwältigt.
Da brauchen wir jedes bisschen emotionale Kompetenz, die wir bisher aufgebaut haben.
- Gefühle fühlen in Selbstannahme.
- Atemübungen zur Selbstberuhigung.
- Kleine Pausen machen, indem wir vom Grübeln in den Moment zurückkommen.
Erlaube dir, die eigenen Phantasievorstellungen ab und zu einzudämmen.
Und wir können einander helfen, mit Angst umzugehen. Emotional füreinander da sein. Einander zuhören, zum Beispiel am Telefon.
Frustrationstoleranz erhöhen
Durch Beschränkungen von außen werden wir uns alle an etwas Neues gewöhnen. Da brauchen wir Frustrationstoleranz und Flexibilität.
Wie lange das alles dauert, ist noch ungewiss.
Diese Krise ist totaler globaler Stress. Jetzt sind wir als Weltgemeinschaft ein großes Stück aus der Kurve geflogen.
Ich schrieb über persönliche Burnout-ähnliche Zustände hier: Stress pur! Wieder mal aus der Kurve geflogen? Dieses Geheimnis steckt dahinter. Das passt jetzt ziemlich gut auf die aktuelle Situation …
Wie können wir uns trotzdem immer wieder eine innere Auszeit von der Krise gönnen? Eine ständige Übung, auch wieder herunterzufahren. Hier die Einladung dazu: Lebe das Yin.
Und jetzt zum langfristigen Umgang mit der Corona-Krise:
Corona-Krise: Sie wird uns noch länger beschäftigen
Mit gemeinsamer Kreativität können wir einen langen Atem entwickeln.
Denn das Thema bleibt uns; wir brauchen einen Modus, in dem wir länger durchhalten und irgendwie mitwirken können.
Es ist einerseits ein gesundheitliches Problem.
Für uns als Einzelne und für unser Gesundheitssystem.
Aber es ist auch ein Problem für die Wirtschaft.
Und das heißt für die finanzielle Situation von unfassbar vielen Menschen.
Erdrutschartige Veränderungen kommen auf uns zu.
Was können wir tun?
Was können wir tun?
Zum Beispiel das:
- Ansteckungsgefahr ernst nehmen, wenn möglich daheim bleiben, im Außenkontakt 2 m Abstand halten. Die staatlichen Regelungen einhalten.
- Die Hände waschen. Überhaupt Hygiene-Empfehlungen lesen und einhalten. (Hier noch ein eingängiger Film über das richtige Händewaschen.)
- Konkret helfen – Menschen im Umfeld unterstützen; mit Selbstschutz unsere systemrelevanten Jobs machen, Stabilität stärken.
- Mit unseren Gefühlen umgehen. Insbesondere mit der Angst.
- Mitgefühl und Selbstmitgefühl erlernen.
- Den Kontakt zu unseren Lieben in der Distanz aufrechterhalten. Einander trösten. Zusätzliche Kontaktmöglichkeiten schaffen (Video, Messenger usw.).
- Flexibilität – immer den nächsten Schritt machen. Die Dinge nehmen, wie sie kommen; improvisieren und das Beste daraus machen.
- Etwas Schönes machen und uns ablenken, wenn es zu viel wird. Kraft tanken. Schöne Momente wahrnehmen und uns daran stärken.
- Perspektiven entwickeln und wachsen.
Nachdem ich mich – wie wir alle – die letzten Wochen erst mal orientieren und sortieren musste, bereite ich dazu verschiedene Artikel vor. Das geht ja mit dem Blog gut als Fürsorge auf die Distanz.
Ich denke an dich. Pass gut auf dich auf.
Wir bleiben in Verbindung.
Deine Jana
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- Corona als Chance von Anne-Barbara Kern (Hochsensibelsein)
- Tipps zur Immunstärkung von Sylvia Harke (HSP Academy)
Zunehmend werden jetzt auch telefonische Coachings angeboten, zum Beispiel von den genannten Autorinnen wie auch Anna Böhm von Passionflow, die speziell mit Frauen arbeitet und sich auf den Umgang mit Emotionen spezialisiert hat.
Trag dich für den Queste Letter ein, um Resilienz-Impulse zu erhalten. Ich schicke dir dann immer eine Info, wenn ich einen neuen Artikel veröffentliche.
Stay safe out there.
Thank you, Maja, same to you! And to everybody reading this. As we say in Germany: „Pass auf dich auf und bleib gesund.“