Empowerment ist der neue Megatrend.
Wir leben in einer verrückten, wundervollen, beängstigenden Zeit.
Einerseits gibt es viele Dinge, die heute besser sind als früher und sich ständig verbessern.
Aber die sehen wir oft nicht. (In der Zeitung sind sie auch zu selten.)
Andererseits sind die Sorgen um unsere Lebensgrundlagen leider berechtigt. Wie sollen wir damit umgehen?
In wütenden Momenten frage ich mich:
- Was helfen uns alle Verbesserungen, wenn das Klima umzukippen droht?
- Und was bringt uns der wachsende Wohlstand, wenn parallel die soziale Ungerechtigkeit wächst?
- Was nutzt das Leben in einem reichen Land, wenn Dauerstress uns die Lebensqualität raubt?
Dann die Frage: Wie, verflixt nochmal, gehen wir damit um?
Und wie sollen wir dabei noch unsere persönlichen kleinen Ziele verwirklichen, unsere kreativen Talente umsetzen, ein für uns passendes Leben gestalten?
Denn das ist das Hauptthema der Queste.
Antwort: Mit Empowerment.
Das bedeutet „Bestärkung“ oder „Ermächtigung“.
In meinem Neujahrsgruß habe ich das Thema eingeführ: Neujahrsgruß Queste 2020 – Mit Aufbruchsstimmung ins neue Jahr.
Jetzt gehen wir tiefer – zu den Wurzeln des Muts.
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“
Willy Brandt
Es geht hier um ein Gefühl von Fähigkeit.
Doch um uns dieses Gefühl zu erschließen, müssen wir zuerst ein anderes Gefühl anschauen, das wir öfter haben, als uns lieb ist: Hilflosigkeit.
Von hinten schleicht es sich an und hat sich oft in unserem Leben als Dauergast eingenistet.
Es saugt uns Kraft ab, und wir merken gar nicht, wie viel.
Lass uns hingucken. Denn hier Klarheit zu haben, wird uns am Ende stärker machen.
Stark genug für viele Veränderungen.
Bist du dabei?
Das Ohnmachtsgefühl ist sehr überzeugend
Ehrlich gesagt, fühlen wir uns oft hilflos. Persönlich und gesellschaftlich.
Oft reicht es dazu völlig aus, sich fünf Minuten mit den aktuellen Nachrichten zu versorgen.
Ohnmacht kann sich wie eine Blockade anfühlen. Wie Lähmung. Auch getarnt als festgebackener Frust. Oder Dauerfurcht.
Vielleicht kennst du es von dir, oder von anderen um dich herum.
Dieses Hilflosigkeitsgefühl – es kann uns überfallen und lähmen. Es kann uns unbemerkt einspinnen.
Was für ein dumpfes, bittersüßes Gefühl der Schwere.
Ach so bekannt.
Mit Schwermut hüllt es uns ein und zieht uns nach unten.
Wir „wissen“ in diesen Momenten, es scheint uns die reine Wahrheit: „Wir können nichts tun. Es wird alles nicht reichen.“ Und wir überlassen uns der Ohnmacht. Oder gucken einfach weg und tun, als wäre nichts.
Das passiert uns allen immer wieder oder in bestimmten Phasen unseres Lebens.
Hilflosigkeit als Ausgangspunkt zur Veränderung
Doch wir können diesen Moment der Ohnmacht auch zum Ausgangspunkt für Bewegung machen.
Wir müssen sogar die Hilflosigkeit zum Ausgangspunkt für Veränderung machen, wenn wir die Herausforderungen unserer Zeit annehmen und unseren Beitrag leisten wollen.
Auch für unser persönliches Lebensglück brauchen wir diesen Wechsel.
Den Wechsel von der Hilflosigkeit zum Handeln.
Es gibt so viel im Leben, das uns runterziehen kann. Probleme sind definitiv ein nachwachsender Rohstoff!
Verluste, Enttäuschungen, Misserfolge. Niemand kann uns das ersparen. Es gehört phasenweise dazu.
Doch wir alle haben es immer wieder geschafft, uns von einer Beute der Verzweiflung in handelnde Menschen zurückzuverwandeln. Auch unter schweren Bedingungen.
Diese Verwandlung ist ein menschliches Grundthema.
Der kleine, feine Moment, wo wir aus der Ohnmacht in die Handlung gehen – er ist der Umschlagspunkt Richtung Empowerment.
Ich glaube, dass wir diesen Schritt als Individuen gehen müssen.
Und als Gesellschaft, als Schwarm.
Während ich das schreibe, erinnere ich mich an eine Situation aus meiner Teenagerzeit, wo mir das deutlich wurde.
Meine Geschichte: Der Schritt von der Lähmung in die Bewegung
Als Mädchen litt ich unter Depressionen. Ich war oft unglücklich, untröstlich, gelähmt. Mit mir selbst völlig unzufrieden. In Angst um die Welt. Ein chronischer Zustand.
Ein Gespräch ist mir da in bleibender Erinnerung.
Woher ich den Mut genommen hatte, allein mit einer Gruppe von fremden Erwachsenen auf eine Ausstellung zu fahren, weiß ich nicht. Es lag wohl am Maler Toulouse-Lautrec, den ich toll fand und dessen Bilder ich unbedingt sehen wollte. Was für eine Chance.
Auf der Hinfahrt machte die Busgesellschaft eine Pause in einem sonnendurchfluteten Park. Dort kam ich mit einer ernst aussehenden Frau ins Gespräch. Wie von selbst wurde meine Depression zum Thema.
Ich erkannte, dass sie mich wirklich sah, meinen Zustand erkannte.
Es war, als wüsste sie ganz genau, wo ich mich im Geiste befand – diese Dauerschleifen im Labyrinth der Gedanken, die immer wieder bei der Sinnlosigkeit herauskommen, beim fehlendem Selbstwert.
Du kannst den Schritt nur selbst tun
Sie sagte mir, dass sie auch depressiv gewesen sei.
Ich war fasziniert. Wie war sie es losgeworden? Gab es Hoffnung?
Sie sagte, es gibt Verschiedenes, was hilft.
Aber letztlich läuft es auf eines hinaus: Den entscheidenden Schritt kann man nur selbst machen. Die Entscheidung, aus der Depression rauszugehen.
Niemand kann das für einen tun.
Das war herb.
Ich fühlte mich schließlich die ganze Zeit so mies, dass ich Anteilnahme verdient hatte.
Und das stimmt: Oft ist bei chronischem Leid ein wahres, empfundenes und geäußertes Mitgefühl auch die einzige Möglichkeit, eine Verständigung zu beginnen. Dieses menschliche Mitgefühl erreicht das Herz.
Und das hatte ich von ihr auch bekommen, am Anfang unseres Gesprächs.
Dann dieser Satz: Das kannst nur du selbst tun.
Empowerment ist der Moment, wo du dich erhebst und aus dem Loch aufstehst, in dem du gesessen hast.
Der entscheidende Schritt
Ich konnte die Ausstellung sogar genießen. Ließ die Bilder auf mich wirken.
Auf der Rückfahrt sprach ich die Frau noch einmal an, ich wollte mehr von dieser neuen Medizin.
Sie sagte: „Wir können uns schon noch einmal unterhalten. Aber da gibt es nicht mehr zu sagen als das, was wir vorhin schon gesprochen haben. Es geht nur um dich.“
Das tat weh.
Doch es war klar und eindeutig.
Nicht von oben herunter: Sie wusste genau, wovon sie sprach. Sie war selbst betroffen und sprach von ihrer eigenen Problemlösung.
Und sie nahm mich hundertprozentig ernst.
Ich glaube, sie hat es mir zugemutet, weil sie mir zugetraut hat, es zu schaffen.
Empowerment ist ein Menschenbild, das auf dem Glauben an Stärken und Ressourcen beruht.
Kann sein, dass das für mich der Anfang der Eigenverantwortung war, die aus der Depression führt:
Die klare Ansage auf Augenhöhe, dass ich selbst den Schritt aus der Lähmung zurück in die Handlungsfähigkeit gehen muss.
Das ist der entscheidende Moment der Selbst-Ermächtigung – von der empfundenen Machtlosigkeit in die Handlungsfähigkeit.
Doch ist das leicht?
Nö.
Hilflosigkeit ist ein merkwürdiges Monster
Hilflosigkeit ist so überzeugend wie Depression.
Wenn wir von ihr befallen sind, sehen wir nichts anderes.
Dann ist sie die einzige Wahrheit.
Wenn wir jedoch die Blockade überwinden und ins Handeln kommen, sieht die Welt ganz anders aus.
Da ist mehr Licht, mehr Energie und Mut.
Und dann ist das unsere neue Wirklichkeit.
Was ist also wahrer?
Immer das, was wirkt.
Die Frage ist jedes Mal: Wie entscheiden wir uns?
Denn wir haben die Möglichkeit zur Entscheidung immer wieder.
Empowerment bedeutet, die Richtung im Leben von Hilflosigkeit zu Handlungsfähigkeit umzukehren.
Empowerment-Beispiele für den Weg in die Eigenmacht
- Der Weg zur Schuldnerberatung, nachdem man monatelang nicht mal mehr die Post geöffnet hat.
- Die konsequent geänderte Lebensweise nach einer blöden Diagnose.
- Eine neue Gewohnheit beginnen (oder eine alte aufgeben), damit die Lebensfreude zurückkommt.
- Der Schritt in die Therapie, Klinik oder Beratungsstelle nach langem Leiden ohne Hilfe.
- Einer Gruppe beitreten oder selbst eine gründen, nach Monaten oder Jahren ohne Unterstützung.
Das alles sind mutige Entscheidungen für mehr Bewegung.
Herbes Erwachen, das uns letztlich zum Handeln bringt.
Jede Befreiungsbewegung auf der Welt hat ihren Anfang in so einem Schritt der Eigenverantwortung.
Und das Prinzip heißt „Empowerment“– Selbstermächtigung.
Empowerment ist das Gegenteil erlernter Hilflosigkeit
Ich habe nach „Empowerment“ recherchiert und diese Zusammenhänge gefunden:
- Umgang mit Rassismus, schwarze Bürgerrechtsbewegung
- Feministische Arbeit, gegenseitige Unterstützung von Frauen
- Ein auf Stärken orientierter Ansatz der Sozialarbeit, ob mit Jugendlichen oder Senioren
- Bestärkende Gruppen und Trainings im Umgang mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen
- Ein Coachingansatz, Thema für Jobzufriedenheit, Teil moderner Führungsstrategien
und viele mehr. Es greift überall da, wo Menschen über ihr begrenztes Feld und über gesellschaftliche Begrenzungen hinauswachsen.
Für diesen Artikel meine ich Empowerment in einer doppelten Bedeutung:
- Selbst-Ermächtigung, der Schritt aus der gefühlten Unmündigkeit in die Handlung – auf Augenhöhe mit dem eigenen Leben gehen
- Gegenseitige Ermächtigung: Gegenseitige Unterstützung und Stärkung der Ressourcen bezüglich der Ziele, auf Augenhöhe.
Das ist die Kraft, die wir brauchen. Deshalb meine Definition:
Empowerment ist der Megatrend des neuen Jahrzehnts.
Denn wir alle wollen doch ein erfüllendes Leben in einer lebenswerten Gesellschaft auf einem lebenswerten Planeten.
Empowerment: Aus der Hilflosigkeit herausgehen in Richtung Handlung
Empowerment heißt, sich auf die Füße stellen und selbst etwas erschaffen, was nicht für einen vorgesehen war!
Das braucht Mut.
Alle Empowerment-Bewegungen bauen Kräfte auf, und zwar zur Überwindung
- der realen Unterdrückung und
- der inneren Ohnmacht.
Denn die innere Ohnmacht hilft leider, die offizielle Unterdrückung aufrechtzuerhalten. Sie macht es den Mächtigen leichter, die Verhältnisse so zu belassen, wie sie sind.
Erlernte Hilflosigkeit verstehen
Die innere Ohnmacht funktioniert so wie in der Geschichte vom Baby-Elefanten, der mit einer dicken Kette angebunden wird.
So sehr er sich auch anstrengt, er kann nicht weglaufen.
Das lernt das Tier. Das weiß es dann ganz sicher. (Eine Überzeugung.)
Wenn das Tier erwachsen geworden ist, groß und stark, reicht ein einfaches Seil zum Festbinden: Der Versuch sich zu befreien wird gar nicht mehr gemacht.
Das nennt sich „Erlernte Hilflosigkeit“.
Merke: Werde misstrauisch, wenn du zu sicher darüber bist, etwas Bestimmtes nicht zu können! Hinterfrage es.
Vielleicht geht mehr, als du denkst. Einen Versuch ist es wert.
Befreiung bedeutet, die inneren und äußeren Verhältnisse zu ändern.
Empowerment ist die eigene Ermächtigung aus aufgezwungener Machtlosigkeit heraus
Nun noch zur Queste. Wie passt Empowerment hier hinein?
Queste Blog: Selbstermächtigung zu einem schöpferischen Leben
Ein schöpferisches Leben ist für mich eines, wo ich gestalte und nicht nur reagiere.
Wenn es einen Weg gibt, deine tiefsten Wünsche wahr zu machen, dann Empowerment.
Das sind meine eigenen Ziele:
- Ich möchte seelische und körperliche Harmonie haben, so weit ich das selbst beeinflussen kann (und da geht viel).
- Meine kreativen Dinge möchte ich machen und weiterentwickeln, weil ich glaube, dass sie in mir angelegt sind, um hinausgebracht zu werden.
- In den Beziehungen möchte ich Freude, Einander-Mittragen, Begegnung und gegenseitige Unterstützung erleben, weil das eine wundervolle menschliche Erfahrung ist.
Dafür höre ich auf meine negativen Gefühle; formuliere Wünsche; setze mir Ziele; gehe meine Wege eingebunden in menschlichen Netzwerken.
Durch unvermeidliche Blockaden und Hilflosigkeit gehe ich immer wieder hindurch, zurück in die Bewegung.
Und über all das blogge ich. Ich will meine bestärkenden Erfahrungen teilen, damit andere sich davon etwas herausholen und für sich verwenden können.
In der Lähmung ist alles Lähmende logisch und „wahr“.
In der Bewegung hingegen ist Bewegung möglich.
Empowerment ist das neue ansteckende Gefühl
Deshalb ist für mich Empowerment der Megatrend für die neue Dekade: Weil wir es dadurch schaffen können, unseren Lebenszielen zu folgen und den Herausforderungen zu begegnen.
Die lähmende Blockierung der Hilflosigkeit überwinden – in Bewegung kommen – uns selbst etwas trauen und etwas zutrauen – einander bestärken – immer wieder auf Handlungsfähigkeit setzen.
Zugegeben: Ohnmacht und Hilflosigkeit sind äußerst ansteckend.
Doch das macht sie nicht zur alleinigen Realität!
Wir können uns entscheiden.
Für Mut und Zuversicht.
Wenn Empowerment das neue ansteckende Gefühl ist, dann können wir alles Mögliche schaffen!
Queste Letter – Reisebriefe für ein selbstbestimmtes Leben
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Wenn du in meinem Queste Letter eingetragen bist, bekommst du Post, sobald der nächste Artikel veröffentlicht wird. Demnächst bringe ich ermutigende Beispiele für Empowerment aus Vergangenheit und Gegenwart.
Bis dann!
Deine Jana
Zum Bild
Die Frau im Titelbild ist Wrestlerin Mildred Burke, geboren 1915, die jahrelang den Weltmeistertitel im weiblichen Ringen hielt. Mehr darüber auf Wikipedia.
Das Bild bewunderte ich zum ersten Mal im Buch Amazonen, Kriegerinnen und Kraftfrauen von Pierre Samuel aus dem Jahr 1979 (vergriffen, gebraucht noch zu bekommen).
Auf Englisch gibt es hier einen Artikel über Mildred Burke auf einem Blog über weibliche Kraftfrauen.
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