Freundlichkeit

Je nach Religionszugehörigkeit wirst du auf dem Blogbild etwas anderes erkennen. Maria mit dem Jesuskind, Isis mit dem Horuskind, eine Göttin, eine Mutter mit ihrem Baby, …? Meine Absicht war, eine menschliche Grundqualität darzustellen, die Freundlichkeit.

Diese Qualität findet sich in verschiedenen Religionen oder Ehtiksystemen als Tugend oder Wert wieder. Und sie kann uns durchs Leben tragen und unsere Lebensqualität sehr erhöhen. Wir könnten diese Qualität Güte nennen, Wärme, Verbundenheit, Entspannung, oder eben einfach Freundlichkeit.

In einem gesellschaftlich äußerst stressigen Jahr haben wir diese Qualitäten umso mehr brauchen können und vielleicht öfter vermisst, bei anderen oder auch mal uns selbst. Wenn uns Menschen voll gestresst und wütend sind, ist den meisten von uns Freundlichkeit nicht mehr zugänglich. Das haben wir nicht nur einmal bemerkt …

Freundlichkeit und Annahme haben außerdem ihre Entsprechung in einem bestimmten Gehirnzustand: 

 

Freundliche Verbundenheit mit allem

Bei dem Gehirnteil, der hier symbolisiert ist, handelt es sich um den Hippocampus der rechten Gehirnhälfte. Hier ist laut Neurowissenschaftlerin Jill Bolte Taylor ein zeitloses, ganzheitliches Bewusstsein verankert, das ohne Sprache auskommt.

Hier herrscht freundliche Annahme, es werden keine Unterschiede gemacht. Alles ist gut. Zugehörigkeit ist die hauptsächlich spürbare Realität.

Dieser Zustand kann gestaltloses Strömen sein, die Wahrnehmung von Energie. Die Empfindung kann Annahme sein, ein allgemeines Gefühl von Zuneigung oder Positivität.

 

Verbunden mit dem Leben

Das Gefühl bezieht sich gar nicht in erster Linie auf andere Menschen. Es ist einfach da. In diesem Zustand sind wir einfach da.

Wenn dieser Teil besonders stark aktiv ist und die Angst ruht, können wir Liebe oder Erleuchtung spüren. Wir haben Kontakt zum Göttlichen, jedenfalls fühlt es sich so an.

Entspannung und Freundlichkeit liegen auf der gleichen Gehirnhälfte, auf der rechten.

Das bedeutet: Wenn wir gerade entspannt sind, wenn wir gelassen sind oder zuversichtlich in die Welt blicken, dann fällt uns auch Freundlichkeit leicht. Und auch eine unfreundliche Person kann uns weniger triggern.

Umgekehrt können wir davon ausgehen, dass eine unfreundliche Person auch gestresst ist und nicht in einem wirklichen Wohlfühlbereich.

 

Angst geht vor

Leider ist es so, dass bei irgendeinem Gefühl von Gefahr das Warnsystem (die Angst, die Amygdala der linken Gehirnhälfte) sehr flott zugeschaltet wird und dann wieder dominiert. Angst geht vor. Sie soll uns vor jeder möglichen Bedrohung schützen.

Echt erstaunlich, wie schnell Liebe, Verbundenheit und Spiritualität einfach „weg“ sein können, wenn wir in den Planungsmodus geraten oder ein Sorgengedanke unseren Zustand umswitcht! Hast du das schon einmal erlebt?

Natürlich ist es ideal, wenn wir beides zugleich leben können. Worte der Anteilnahme, Handlungen der Fürsorge, die gibt es ebenso, wo beides zusammenkommt.

Es gibt auch eine Annahme, die stark genug ist für Leid und Angst, ohne gleich mit in die Angst zu wechseln. Das ist eine Sache langjähriger Übung oder auch von professionell erlernter Kommunikation und einer besonderen Rolle.

Doch im Alltag leben wir erfahrungsgemäß oft wie in einem Slalom wechselnder Zustände.

 

Angst und das Gefühl der Getrenntheit

Blöd ist es, wenn wir zur freundlichen Verbundenheit gar keinen Zugang mehr haben.

  • Wenn wir nur noch funktionieren bis hin zur Selbstaufgabe.
  • Oder nur noch Angst haben bis zur Handlungsunfähigkeit.
  • Oder nur noch Wut bis hin zur Feindseligkeit.

Das ist der Fall, wenn hauptsächlich noch die linke Gehirnhälfte aktiv ist.

Hier eine vereinfachte Darstellung:

Stress = Angst = Gefühl der Getrenntheit = Kampf / Flucht / Erstarrung

Wie wirkt sich das nun auf unser Leben und unsere Beziehungen aus?

 

Kommunikation unter Stress

  • Wenn wir gestresst sind, blaffen wir leichter eine Bemerkung hinaus, die uns nachher leid tut.
  • Wir vertragen andere gestresste oder unfreundliche Menschen weniger gut, es steckt uns leichter an.
  • Und wir hören Gesagtes auch ganz anders, bis hin zu feindselig, obwohl es nicht so gemeint ist.

Unter gestressten Menschen können die Dinge daher auch schneller eskalieren.

Und wo die freundliche Verbundenheit überhaupt nicht mehr als Daseinsmodus genutzt wird, bleiben nur negative Gefühle übrig. Nicht schön.

Nach diesem Jahr fallen uns sicher Beispiele dazu ein. Die Zeitungen waren auch voll von Meldungen über Leute, die nur noch ihre Wut hinausbrüllen, und voll von Meldungen, die Angst machen.

So können wir nicht in Balance leben.

 

Balance braucht positive Gefühle und Verbundenheit

Wir alle brauchen Zugang zu unseren positiven Gefühlen.

Wir brauchen alle Gehirnteile.

Wir brauchen Entspannung.

Freundlichkeit in uns.

Und menschliche Wärme.

 

Freundlichkeit tut uns unendlich gut

Oft wirkt eine freundliche, ruhige, annehmende Person unglaublich wohltuend auf uns. Eine Person, die die Ruhe behält und in sich ruht, strahlt auf die Umgebung ab: Alles scheint sich zu entspannen.

Wir können in Anwesenheit einer wirklich ruhigen, wohlwollenden Person auch selbst leichter wieder den Modus wechseln und unsere ruhige Freundlichkeit zuschalten, unsere Güte oder Zuversicht.

Es wäre toll, wenn wir uns gegenseitig mit ruhiger Zuversicht anstecken könnten; wenn wir einander mit freundlicher Präsenz abfangen können, wenn es gebraucht wird.

Doch das ist nicht immer so einfach.

 

Was, wenn Freundlichkeit nicht gelingt?

Mir fällt das oft schwer. Ich bin stressanfällig, und dann werde ich auch leicht gereizt.

In mir selbst höre ich das im inneren Dialog, wenn die Sätze schärfer werden, egal ob mir selbst gegenüber oder gegenüber anderen oder vielleicht gegenüber Dingen, die sich blöd verhalten.

Der deutsche Klassiker sind die Idioten um uns herum, die schlecht Autofahren können!

Und in Alltagssituationen reagiere ich manchmal wenig optimal. 😉

 

Beispiel

Sagen wir, ich bin glücklich und konzentriert mit meinem Kram beschäftig. Unter einem gewissen Zeitdruck vielleicht, fühle mich dabei aber eigentlich ganz gut und entspannt, würde mich nicht als gestresst bezeichnen. Doch wenn meine Liebste mich im falschen Moment unterbricht, reagiere ich irritiert und unfreundlich.

Dann ärgere ich mich erst über sie; dann etwas später über mich. Und dann kann ich mich auch abwerten: Schließlich, jetzt übe ich das schon so lange, und offenbar habe ich das immer noch nicht drauf? Wie konnte ich jetzt den blöden Satz sagen?!

Was ist dann der nächste Schritt?

Ich brauche Freundlichkeit in mir selbst.

 

Durchatmen und spüren

Wichtig finde ich: Es war kein moralischer Fehler oder kein charakterlicher Mangel. Es war die Folge von Stress.

Deshalb erst entstressen.

In einem milderen, ruhigeren inneren Milieu fälllt ein freundlicheres Verhalten von selbst leichter.

 

Schlussfolgerungen

  1. Es wäre für uns selbst und für andere schöner und hilfreicher, in einem wohlwollenden Zustand zu sein.
  2. Das ist keine reine Frage der Moral oder des Sozialverhaltens, sondern zuerst eine vom Stressmanagement.

So weit, so gut.

Jetzt zur Praxis:

 

Wie kann ich freundliche Wärme erlangen?

Wenn ich merke, dass ich gestresst bin, und mich deshalb eine Minute herausziehe (oder drei oder fünf), was kann ich dann tun, um den Gehirnzustand von Zeitlosigkeit und Verbundenheit zu erreichen?

Hier gibt es sehr viele Methoden! Welche wirksam sind, ist individuell total unterschiedlich.

Wenn ich jetzt also eine Liste bringe, bitte nicht an den Dingen stören, die für dich nicht wirken. Sondern einfach schauen, welche für dich etwas wären, oder was dir stattdessen für dich einfällt.

 

Wir können das Gefühl in uns erzeugen

Es klingst vielleicht etwas nüchtern; aber wir können diese Wärme in uns erzeugen und auslösen, indem wir an irgendetwas denken, was eben für uns individuell funktioniert, um den Botenstoff Oxytocin im Körper auszuschütten.

Oxytocin ist das Zärtlichkeitshormon. Es verbindet uns sehr schnell mit dem rechten Hippocampus.

Es ist dabei vollkommen egal, ob es uns leichter fällt, uns in der Rolle des Empfangens von Fürsorge vorzustellen, oder in der Rolle des Gebens von Fürsorge und Wärme.

Alles, was Wärme, Verbundenheit oder Frieden spürbar macht, funktioniert:

 

Liste für das Erleben des Zustands von Freundlichkeit

So erlangen wir das Gefühl von Entspannung und menschlicher Wärme:

  • Ein warmes Getränk und eine behagliche Situation
  • Alles, was Behagen und Wohlbefinden auslöst
  • Atmen und lächeln
  • An jemanden denken, zu dem* / der wir große Zuneigung spüren
  • Das Herzchakra spüren; Liebe und Herzqualitäten spüren, wenn uns das zugänglich ist
  • Jemanden umarmen oder mit jemandem kuscheln, wenn das verfügbar ist und uns gut tut, oder daran denken
  • Einen Hund oder eine Katze streicheln oder an ein Tier denken, das wir mochten oder mögen
  • Ein Baby im Arm halten oder es uns vorstellen
  • Oder uns vorstellen, wie wir als Baby im Arm gehalten worden sind
  • Allgemein die Vorstellung von Mütterlichkeit und Zärtlichkeit, auch von Stillen
  • Jede zugängliche Vorstellung von Liebe (elterlicher, kindlicher, partnerschaftlicher, freundschaftlicher Liebe, Liebe zur Natur oder zum Göttlichen)
  • Zum Beispiel auch ein Video mit kleinen Tieren gucken oder etwas anderes, das Fürsorge, Zärtlichkeit, Pflegeimpuls oder freundliche Wärme auslöst
  • An Erinnerungen denken, wo wir liebevolle Zuwendung erfahren haben; wo wir etwas erlebt haben, das emotional bei uns positiv angekommen ist und das wir nehmen konnten, das uns genährt hat
  • Ein Erlebnis, wo wir liebevolle Zuwendung gegeben haben
  • Eine Erfahrung erinnern, wo uns jemand annehmend zugehört hat und wie sich diese Erleichterung angefühlt hat, verstanden worden zu sein
  • An eine Situation denken, wo wir selbst diese Annahme für jemanden fühlten und gegeben haben, wo wir in einer menschlichen Weite und Fürsorge waren
  • Uns selbst körperlich umarmen oder sanft streicheln, bis Zuneigung. Milde oder Verständnis in uns selbst spürbar sind
  • Alles, was das Gefühl von Trost, Mitgefühl und Güte in uns auslöst
  • Zugang suchen zu einer göttlichen, spirituellen Ebene, wo Liebe, Annahme und Güte spürbar ist, oder Verbundenheit mit etwas Größerem
  • Alles, was das Gefühl von Frieden in uns auslöst.

 

Verbundenheit üben

Freundlichkeit = Verbundenheit = Entspannung

Es ist egal, wo wir anfangen; bei uns oder bei anderen. Was besser zugänglich ist, kann der Übungspunkt werden.

Verbundenheit mit uns selbst. Mit anderen Wesen. Mit der Natur.

Einfach das davon wählen, was uns leicht fällt.

Und so klappt es auch mit den Mitmenschen.

 

In diesem Sinne wünsche ich frohe, beschauliche Tage und eine gute Zeit

Herzliche Grüße

Deine Jana

 

Mehr Weihnachten

Weihnachtszauber erleben mit allen Sinnen [Kleine Schritte]

Geschenke verpacken ohne Müll

Winterzeit, Traumzeit. Träume durch die Dämmerung

 

Mehr Selbstannahme

Danke für dein Engagement

 

Selbstannahme, eine Übung für unser langfristiges Wohl

 

Stress abbauen mit Achtsamkeit. Mein Jahresthema

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert