Sommer zuhause – Urlaub in Corona-Zeiten

Sommer zuhause: Das ist kein Selbstläufer in diesen Zeiten! Wie machen wir unseren Sommer-Urlaub zu einer Erfahrung, die uns gut tut, uns erholt und anregt? Ich schlage vor, sich der eigenen Werte und Wünsche bewusst zu werden und sie sehr selbstbestimmt zu verfolgen. Zugleich auch flexibel, denn wir haben es mit einer Reihe von Hindernissen zu tun. Herzlich willkommen also zum neuen Artikel: Sommer zuhause – Urlaub in Corona-Zeiten.

Corona und Urlaub? Jetzt Urlaub zu machen, ist eine ganz schöne Herausforderung. Da ist die Ansteckungsgefahr, die uns mehr Abstand auferlegt als normal. Sie schränkt auch das Reisen ein, sogar im eigenen Land. Reisen und schöne Kontakte sind aber für viele die Highlights im Sommerurlaub. Es tut weh, wenn sie wegfallen.

Überhaupt diese langgezogene Pandemie, und kein Ende in Sicht. Da ist viel Frust vorhanden.

Und trotzdem ist der Urlaub eine Chance für unser Wohlgefühl, die wir nutzen können.

Die Frage ist also: Wie kann ich für meine Bedürfnisse sorgen, obwohl vieles wegfällt, das sonst dazugehörte?

Also wie komme ich zu einem Urlaubsgefühl?

 

Was gibt es denn noch außer Reisen und größeren Treffen?

Vieles, das ein kreatives, selbstbestimmtes Leben ausmacht.

 

Lernen von den Reisemuffeln

Manche Menschen reisen (fast) nie, das sind so richtige Reisemuffel.

Und manche bilden sich auch noch ein, sie wären glücklich dabei! Sie wollen das so.

Von denen kann jetzt vielleicht die Allgemeinheit (die reisenden 60%) etwas lernen:

Urlaub kann auch ohne Reise wunderschön sein.

Ich bin zum Beispiel ein ziemlicher Reisemuffel. Ich mache meistens zuhause Urlaub, weil ich diese Zeit so sehr genieße.

Es ist ruhiger. Mehr Zeit, weniger äußere Pflichten, weil ich nicht arbeiten muss. Ich kann meinem inneren Takt folgen, kann meiner Inspiration nachgehen. Kreativ sein mit mehr Zeit als sonst.

 

Urlaub zuhause

Darüber habe ich schon diese beiden Artikel geschrieben:

Daran knüpfe ich jetzt an: Was können wir mit den vorhandenen Einschränkungen tun, um unseren Urlaub zu genießen?

Okay, zunächst, was bedeutet „Urlaub“?

 

Urlaub bedeutet, etwas Schönes zu erleben

Urlaub heißt erst mal einfach: Frei haben und merken, dass es wohltuend anders ist als sonst.

Es soll etwas Besonderes sein, das emotional richtig bei uns ankommt.

Wir wollen spüren, dass wir aufgeregter oder ruhiger oder glücklicher sind als sonst.

Wir brauchen andere Reize. Etwas Schönes.

Und Erholung soll auch dabei sein, deshalb heißt es ja „Erholungsurlaub“:

„Erholungsurlaub ist die häufigste Form des gesetzlich geregelten Urlaubs. Er hat den Zweck, es dem Arbeitnehmer zu ermöglichen, sich zu erholen und über einen gewissen Zeitraum über mehr Freizeit zu verfügen.“ Wikipedia 15.07.2020

Was willst du mit der reichilich verfügbaren Freizeit nun anfangen?

In diesen merkwürdigen Zeiten haben wir selbst die Aufgabe dafür zu sorgen, dass der Urlaub im Vergleich zum jetzigen Normalzustand „etwas Besonderes“ ist.

Vorfreude und Freude bewusst genießen

Dazu können wir absichtlich planen und uns vorbereiten, denn das Planen erhöht die Vorfreude schon.

Außerdem können wir im Urlaub üben, Details richtig bewusst zu genießen.

 

Wie kann ich mit meinen Sinnen im Augenblick sein und genießen?

Mir fällt nämlich auf, dass Menschen nicht immer total glücklich von ihrer weiten Flugreise zurückkommen. „Ja, doch, war schön“ – und dazu das ganze Geld und der Stress und die Flugkilometer nach Dubai oder Florida und die Erkältung auf dem Heimweg?

Wenn wir nicht genießen, was ist, dann rauscht alles an uns vorbei.

Und genießen können wir auch zuhause.

Wie auf diesem Sommerspaziergang, einer Gehmeditation.

Damit ich es mit meinen Sinnen spüre.

 

Sich vorbereiten

Zur Vorbereitung mache ich die Wohnung schön sauber, dekoriere mit anderen Farben (bei mir ist das im Sommer eine sonnengelbe Tischdecke mit Blumenservietten als Schmuck), beziehe das Bett neu, hänge andere Bilder an die Türen. Im Sommer zum Beispiel Rosenfotos oder Strandbilder aus einem Kalender.

Ich kaufe vielleicht etwas zum Genießen ein, das ich sonst nicht so da habe. Stelle Blumen auf.

Das klingt nach Arbeit, aber andererseits ist das Packen und Verreisen auch sehr anstrengend, und das nehmen die Leute ja auch auf sich, um etwas Schönes zu erleben.

Ein bisschen Überwindung gehört am Anfang dazu. Dafür lohnt sich das Ergebnis.

 

Woran spüre ich das Besondere?

Dann können wir uns fragen: Woran merke ich, dass es etwas Besonderes ist?

Jeder Mensch ist anders. Da ist etwas Innenschau gefragt: Was könnte ich mir gönnen?

Welcher meiner Anteile ist zu kurz gekommen und wünscht sich ein Highlight?

  • Anregung: Museumsbesuche online; ein Kreativseminar zum Malen oder Tanzen
  • Ruhe: Pausen machen, Entspannungen hören, im Schaukelstuhl sitzen … Was du brauchst, um wirklich zur Ruhe zu finden
  • Geselligkeit: Welche Form von Nähe ist bei gutem Wetter draußen und mit Abstand möglich?
  • Bedeutung und Sinn: Was möchte sich durch mich ausdrücken? Was hat lange gewartet und möchte drankommen?
  • Spaß und Spiel: Welche Form macht mir alleine oder in kleiner Runde Freude? Wie könnte ich es organisieren, ein Highlight gemeinsam zu erleben?

Was mag ich? Und wie könnte ich das zuhause oder in der Umgebung für mich selbst tun?

 

Für einen erlebbaren Unterschied sorgen

Und dann mache ich es immer so, dass ich bewusst für erlebbare Unterschiede zum Alltag sorge.

Woran merke ich selbst den Unterschied?

So wie Menschen auch in Rente zum Beispiel einen Unterschied machen zwischen Alltag und Wochenende, damit es nicht immer derselbe Einheitsbrei ist, so mache ich es mit dem Urlaub:

Es soll anders aussehen als sonst, sich anders anfühlen und anhören.

  • Hast du in den Wochen der Ausgangsbeschränkungen schon all die aufgestapelten Romane der letzten Jahre gelesen? Dann willst du das im Urlaub vielleicht nicht mehr tun, sondern endlich etwas Praktisches machen, etwas Sichtbares schaffen.
  • Hast du renoviert und im Garten gearbeitet? Dann möchtest du vielleicht einfach mal ausruhen.
  • Oder hattest du mehr Hektik und Arbeit als sonst? Warst im Checklistenmodus gefangen? Dann kann es schön sein, dich endlich mal in Phantasiewelten jenseits der Zeit hineinfallen zu lassen. Dann brauchst du vielleicht eine Kleine Erlaubnis zum Träumen. Oder einen Stapel Jugendbücher oder Comics. Mal nicht nützlich sein!
  • Wenn du immer nur auf Impulse von außen reagiert hast und immer nur verfügbar warst – spürst du jetzt Sehnsucht, einfach auf deine inneren Impulse zu hören und ihnen nachgehen zu können? Wie kannst du dich abschotten und auf dein eigenes Leben konzentrieren?

Frage dich einfach: Was brauche ich jetzt, und wie könnte ich dafür sorgen?

Was hatte ich zuletzt, und was brauche ich jetzt zum Ausgleich?

 

Gestalte eine Challenge

Wenn wir ein Ziel haben, geht es uns besser. Wir spüren mehr Optimismus und Zuversicht.

Daher ein Vorschlag: Mach eine Challenge daraus. Ein Projekt, eine persönliche Aufgabe, die du dir setzt.

Wenn du das tun willst, frage dich: „Was wünsche ich mir? Was fehlt mir? Und wie könnte ich das in einer Form bekommen, die jetzt möglich ist?“

Oder so: Was wolltest du schon länger machen, das auch zuhause geht?

Finde heraus, was dir wichtig ist.

  • Notiere deine Bedürfnisse.
  • Mach daraus einen Plan oder eine Menükarte mit Möglichkeiten.
  • Schreib dir einen Flyer oder mach eine Collage mit Bildern von dem, was du dir wünschst. Die kannst du an einen zentralen Platz deiner Wohnung hängen.
  • Wenn du nicht weißt, wie es gehen soll: Frage andere Leute dazu, was ihnen einfällt. Vielleicht ist etwas dabei, das dich weiterbringt.

Wenn du diesem Pfad nachgehen willst, hier meine Idee: Mach dir einen Ferienpass.

Dein eigener Ferienpass: Kreiere eine gute Mischung

Sorge für kleine und größere Highlights in der Mischung, die für dich individuell passt.

Ich habe mir auch schon kleine Plakate an die Küchentüre gehängt, wo ich dann schöne Ereignisse hineinschrieb oder Aufkleber reinklebte. Eben wie bei einem Ferienpass.

Das macht sichtbar, was Schönes gelaufen ist.

Abends dann stolz draufschauen und nochmal vor dem inneren Auge nachspüren, wie es sich angefühlt hat.

Nun kommt eine ganze Reihe von Anregungen, die ich dir gebe.

Wähle aus, was dir zusagt! Du entscheidest. Du spürst das Richtige für dich.

Für alle Sinne

  • Schöne Poster an die Türen hängen oder – wenn du zum Beispiel malst – deine eigenen Bilder um dich herum aufstellen
  • Lieblingsdinge ausgraben und sichtbar machen
  • Anders dekorieren als sonst, zum Beispiel eine Themenfarbe für diesen Urlaub; bestimmte Tischdecke oder Servietten
  • Eine Art eigenen Urlaubssong wählen, der gute Laune macht oder entspannt und den du täglich spielst und dich auf Urlaub einstellst
  • Glücksgefühl oder Wohlbefinden: Dich darauf konzentrieren, Behagen und Wohlgefühl richtig durchzulassen
  • Dich anders anziehen

Leckeres

  • Für ein gutes Frühstück sorgen
  • Das besondere Essen auf dem Balkon
  • Schön den Tisch decken wie im Restaurant, Kerzen aufstellen
  • Etwas Besonderes kochen
  • Wenn du sonst sparst, dann ausnahmsweise mal den Lieferdienst rufen
  • Eisbecher und Cappuccino zuhause genießen
  • Bei schönem Wetter, mit leichtem Wind und Abstand auch einmal die Gastronomie besuchen, jetzt im Sommer, wo es geht

Wohlbefinden für Körper und Seele

  • Baderitual mit Kerzen
  • Oder kalt duschen oder waschen wie im Outdoor-Urlaub
  • Selbstmassage mit duftendem Öl oder als Paar gegenseitige Massage
  • Tägliche Meditation ausprobieren, das tut unglaublich gut und geht auch zuhause – und es bringt etwas Neues in dein Leben. Ein Reset fürs Gehirn
  • Mehr Sport machen als sonst (das machen nämlich viele von uns im Urlaub, und das macht uns glücklich!). Mach Yoga, Gymnastik, geh um den Block oder in den Wald, trainiere deine Sportart mit den vorhandenen Mitteln.
  • Du kannst eine Entspannungs-CD wieder herausholen, die du früher benutzt hast, und dir täglich eine Pause mit Entspannung gönnen

Mit Menschen

  • Mit der Kernfamilie Spiele spielen oder jeden Abend Filme-Abend machen für die Zeit des Urlaubs
  • Zusammen etwas Neues ausprobieren. In viktorianischen Zeiten wurden zusammen Theaterstücke geschrieben und aufgeführt mit Kostümen …
  • Gespräche mit Menschen – echte, tiefe Gespräche. Fragen, wie jemand denkt und fühlt – in der Partnerschaft, in der Kernfamilie, am Telefon mit Freunden.
  • Online-Zusammenkunft, Online-Festival, Tanzkurs Online
  • Den Sommer nutzen und sich ohne Ansteckungsgefahr einmal wieder treffen. Musizieren im Park, Eis essen im Garten, zusammen spazieren gehen …

Nutze Anregungen

Manchmal brauchen wir mehr innere Ruhe; manchmal mehr Anregung.

Ideen, wenn du Anregung suchst:

  • Wenn du gerne in Museen gehst, dann kannst du das auch Online tun! Die fantastischsten Museen sind da kostenlos verfügbar
  • Gerade jetzt werden von Coaches viele Online-Angebote gemacht, auch Seminargruppen zu verschiedenen Themen. Da sind sehr inspirierende Dinge dabei.
  • Steh zu einer anderen Zeit auf als sonst; zum Beispiel früher oder später. Geänderte Zeiten stimulieren das Gehirn.
  • Lerne eine Sprache, lies ein Sachbuch, das dich fordert.

Zusammenfassung

Stelle einen spürbaren, sichtbaren Unterschied her.

Erlebe etwas Besonderes.

Sorge für Vorfreude.

Aktiviere deinen Körper.

Stimuliere dein Gehirn.

Mach eine Challenge.

Erhole dich.

Verlasse dich dabei auf deine Intuition.

Oder auch: Einfach bei dir ankommen und das Genug genießen

Das alles könnte danach klingen, dass du schrecklich viel tun musst, damit „es was wird“.

Aber genau mit dieser Haltung können wir uns auch einen Auslandsurlaub zum Stress gestalten.

Deshalb noch ein ganz anderer Vorschlag:

Wie wäre es, wenn es einfach schon gut und genug wäre, so wie es ist?

Wie wäre es damit, einfach das zu genießen, was du hast?

Seit meiner Covid-19-Erkrankung im April und Mai, deren Folgen noch nicht ganz vorbei sind und wo ich mir auch etwas Sorgen um meine Lebensgefährtin machen musste, fühlt sich manches anders an.

Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir beide über den Berg sind und einander haben. Ich freue mich, wenn meine Lieben in Sicherheit sind.

Jetzt ist mir dies wichtig geworden:

  • Einfach leben und den Moment genießen
  • Da sein, etwas tun, ausruhen, etwas essen, abhängen
  • Meinen kreativen Projekten nachgehen, die mir wichtig sind
  • Schlafen, gehen, etwas sehen

Es ist irgendwie viel mehr genug als früher.

Ich bin ein Stück mehr bei mir angekommen. Über das Ankommen in der eigenen Oase habe ich hier geschrieben: Ankommen heißt: Heimat und Zuflucht im Innen finden.

Alles Gute für dich,

ich wünsche dir einen guten Urlaub

Jana

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